Reise nach Holland

Maastricht: Promotion

Don­ners­tag, 24. Ok­to­ber 2019. Am frü­hen Mor­gen be­stie­gen wir den Schnell­zug um 06:34 Uhr nach Bern. Von dort hat­ten wir laut Fahr­plan den ICE 372 bis Frank­furt a.M. Aus un­er­find­li­chen Grün­den wurde aber vom Zug­füh­rer mit­ge­teilt, dass der Zug nur bis Ba­sel ver­kehrt und alle Pas­sa­giere mit Wei­ter­reise nach Deutsch­land um­zu­stei­gen hät­ten, weil die Zugs­kom­po­si­tion ge­än­dert wurde.

Fran­cesco, Hen­ri­etta, Alain, Lucas

Das ta­ten wir dann und be­stie­gen den be­reit­ste­hen­den ICE nach Frank­furt. Wir hat­ten ein an­ge­neh­mes Vie­rerteil ge­fun­den, um uns nie­der­zu­las­sen. Aber schon in Frei­burg i.Br. kam eine Dame und stellte fest, dass wir auf ih­rem re­ser­vier­ten Platz sas­sen, was uns ent­gan­gen war. Weil die üb­ri­gen Plätze in die­ser Vie­rer­gruppe aber noch bis Mann­heim un­be­setzt blie­ben, konn­ten wir wei­ter­hin diese Plätze be­le­gen. Kurz vor Mann­heim, als ei­nige Pas­sa­giere sich zum Aus­stei­gen be­reit mach­ten, be­setzte ich zwei Plätze die mit «Bahn­com­fort» be­zeich­net wa­ren. Wir wuss­ten zwar nicht, was das be­deu­tet, be­leg­ten aber zwei die­ser Plätze. Hier konn­ten wir dann auch bis Frank­furt sit­zen blei­ben. Wir ka­men pünkt­lich um 11:08 Uhr in Frank­furt an.
Nun hat­ten wir et­was mehr als eine Stunde Zeit, uns die Beine zu ver­tre­ten und ei­nen Kaf­fee zu trinken. 

Bahn­hof von Frank­furt am Main

Um 12:29 Uhr nah­men wir un­sere letzte Zug­stre­cke in An­griff: den ICE 210 vom Frank­fur­ter Haupt­bahn­hof nach Aa­chen. Für diese Stre­cke be­nö­tigte der Zug gut 1¾ Stun­den. In Aa­chen such­ten wir zu­erst am Bahn­hof nach ei­ner Aus­kunft be­züg­lich ei­ner Ta­ges­karte für die Fahrt nach Maas­tricht und die lo­ka­len Bus­be­triebe in Maas­tricht. Lei­der wuss­ten auch die Spe­zia­lis­tin­nen am Info-Schal­ter nur, dass wir am Au­to­ma­ten su­chen könn­ten. Wir be­ga­ben uns dann zur Tou­ris­mus-Info-Stelle am Eli­sen­brun­nen, wo wir die ent­schei­dende Ant­wort be­ka­men: Wir konn­ten das Ti­cket bzw. die Ta­ges­karte im Bus kau­fen.
Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten kam der Bus. Aber sein Bord­com­pu­ter war de­fekt, wes­halb er zu­stei­gen­den Pas­sa­giere gra­tis trans­por­tierte.
Nach ei­ner an­ge­neh­men Fahrt im Bus ka­men wir in Maas­tricht Cen­tr­aal Sta­tion an. Zu­erst gin­gen wir zum Schal­ter (Bus- und Bahn­schal­ter sind ne­ben­ein­an­der), um eine Ta­ges­karte für die lo­ka­len Busse zu kau­fen. Da­nach nah­men wir den Bus und stie­gen an der Hal­te­stelle Brussel­se­weg / HS.Zuyd aus, in der An­nahme, dass es dann ein Kat­zen­sprung bis zu un­se­rer Woh­nung sein werde. Doch der Brussel­se­weg ist lang, doch kein Bus fährt vom Bahn­hof kom­mend ihm ent­lang. Die Bus­li­nien que­ren den Brussel­se­weg. Es war mit un­se­ren Kof­fern eine an­sehn­li­che Stre­cke, bis wir bei der Haus­num­mer 488 an­ka­men.
Dann klin­gel­ten wir und dar­auf öff­nete uns der Gast­ge­ber und führte uns in die Woh­nung im obe­ren Stock. Es war eine kleine Kü­che mit Kü­chen­tisch, Spül­trog, Ab­wasch­ma­schine, Back­ofen, Kühl­schrank usw. Im Kühl­schrank gab es auch Ge­tränke zu ei­nem be­schei­de­nen Preis die Fla­sche. Aus­ser­dem er­klärte uns un­ser Gast­ge­ber, wie wir den Back­ofen für das Auf­ba­cken der Bröt­chen in Gang set­zen konnten.

Gra­dua­tion Ce­rem­ony in der Sint-Jans­kerk, Maastricht

Un­ser Gast­ge­ber er­klärte uns, wel­ches die nächste Bus­hal­te­stelle ist, um zum Bahn­hof zu fah­ren und um­ge­kehrt, wel­ches die nächste, um von dort in un­sere Woh­nung zu­rück­zu­keh­ren. Wir nah­men die Li­nie 7 an der Cla­ve­cym­bel­straat / Prestant­straat. Die Fahrt bis zum Markt war kurz. Von dort schlen­der­ten wir durch die Alt­stadt über die St. Ser­va­ti­us­brü­cke zum Bahn­hof. Wir hat­ten mit Lu­cas ab­ge­macht, dass wir ihn um 19:30 Uhr in der Bras­se­rie Pa­paz tref­fen woll­ten. Lei­der war die­ses Lo­kal ge­schlos­sen, ob­wohl die aus­ge­häng­ten Schlies­sungs­zei­ten et­was ganz An­de­res dar­stell­ten. Des­halb be­ga­ben wir uns im Nach­bar­lo­kal, dem Nor­mandy, an ei­nen Tisch im Freien. Von hier aus war es leicht, Lu­cas ge­wahr zu wer­den, wenn er auftauchte.

foto: Sint-JanskerkDann kam er. Wir be­grüss­ten uns. Aber wir be­schlos­sen, nicht hier zu es­sen. Denn Lu­cas hatte eine bes­sere Idee. Aus­ser­dem schien die Be­die­nung hier nicht sehr auf­merk­sam zu sein. Wir hat­ten gute 20 Mi­nu­ten draus­sen ge­war­tet, wo meh­rere Ti­sche be­setzt wa­ren, ohne be­dient zu wer­den. Nach­dem wir un­sere Ge­tränke be­zahlt hat­ten, führte uns Lu­cas ei­nige Stras­sen­ecken wei­ter ins «Eet­cafe Cera­mi­que», ein Lo­kal an der Recht­s­traat 78, wo es nebst ve­ge­ta­ri­schen, ve­ga­nen Me­nus auch Fleisch- und Fisch­ge­richte gibt. Leida und ich be­stell­ten ei­nen Lam­schen­kel Fa­jine, ges­toofd op Ma­rok­kaanse wi­jze, ge­ser­ve­erd met cous­cous, also Lamm­stot­zen an ei­ner fei­nen Co­cos-Sauce auf ma­rok­ka­ni­sche Art, ser­viert mit Cous­cous. Dazu gab es so­gar noch ei­nen klei­nen Sa­lat. Es schmeckte himmlisch.
Nach dem Es­sen fuh­ren wir mit dem Bus wie­der nach Hause. Dies­mal tra­fen wir auf eine Hal­te­stelle, die nicht so weit von un­se­rer Un­ter­kunft ent­fernt war: Es war die Hal­te­stelle an der Clavecymbelstraat.

Zum Früh­stück machte ich mir ei­nen Tee und buk die Bröt­chen auf, die un­sere Gast­ge­ber für uns de­po­niert hat­ten. Aus­ser­dem gab es But­ter, Käse, haus­ge­machte Kon­fi­türe und Äp­fel aus dem ei­ge­nen Gar­ten. Leida machte sich ei­nen Fil­ter­kaf­fee. Nach dem le­cke­ren Früh­stück, für das wir uns auch Zeit ge­las­sen hat­ten, fuh­ren wir mit dem Bus zum Markt. Hier schlen­der­ten wir durch ver­schie­dene Stras­sen, be­vor wir bei der Sint-Jans­kerk an­ka­men. Lu­cas traf hier noch eine junge Frau, die er eben­falls vom Stu­dium her kannte. Bald tra­fen wei­tere Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen mit ih­ren An­ge­hö­ri­gen oder Freun­den ein: Hen­ri­etta aus Finn­land mit ih­rem Va­ter und ih­rer Schwes­ter, Fran­cesco aus Ita­lien, an­dere aus Deutsch­land und Hol­land. Wir be­grüss­ten ei­nige von ih­nen. Dann nah­men wir in der Kir­che Platz. 

Als die Mas­ter­stu­den­tin­nen und Stu­den­ten voll­zäh­lig wa­ren, rief sie der Fo­to­graf für eine Grup­pen­foto nach draus­sen. Ich eilte ih­nen nach. Draus­sen stell­ten sich alle auf ei­ner Treppe auf, setz­ten ihre «Dok­tor­hüte», auch «Mör­tel­brett» («mortar­board») ge­nannt, auf. 

Diese an­glo-ame­ri­ka­ni­schen Hüte sind vor al­lem an jün­ge­ren Uni­ver­si­tä­ten Eu­ro­pas, die nach ei­ner in­ter­na­tio­nal wie­der­erkenn­ba­ren Form such­ten, als Sym­bol für aka­de­mi­sche Wür­den in Ge­brauch. Diese Form ist weit ver­brei­tet, die Her­stel­lung sehr ein­fach, bil­lig und in­dus­tri­ell pa­ten­tiert. In den USA tra­gen in­zwi­schen auch Schü­ler bei Di­plom­fei­ern an Col­leges sol­che Hüte. Diese eckige Form des Hu­tes trugen

im 15. Jahr­hun­dert ka­tho­li­sche Geist­li­che und an den Uni­ver­si­tä­ten das theo­lo­gi­sche Lehr­per­so­nal und de­ren Stu­die­rende. Zu Ende des 17. Jahr­hun­derts zog die qua­dra­ti­sche Form in Ox­fort auch in an­dere Fa­kul­tä­ten ein. 1675 be­ka­men Stu­den­ten an­de­rer als der theo­lo­gi­schen Fak­tul­tät die Er­laub­nis, den qua­dra­ti­schen Hut zu tra­gen, zu­min­dest wenn sie aris­to­kra­ti­scher Ab­stam­mung waren. 

Nach den ob­li­ga­ten «Klas­sen­fo­tos» be­ga­ben sich die Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten wie­der in die Kir­che, wo sie beim Ein­tritt mit Ap­plaus be­grüsst wur­den. Dr. Guy Plas­qui, Chair of the Board of Ex­ami­ners He­alth, er­öff­nete die aka­de­mi­sche Feier, wies dar­auf hin, dass fo­to­gra­fiert und ein live-stream er­stellt wird, das im In­ter­net zur Ver­fü­gung stehe für die­je­ni­gen, die an der Feier nicht teil­neh­men kön­nen. Wer ver­hin­dern wolle, dass sein Kon­ter­fei on­line er­reich­bar sei, müsse den Raum ver­las­sen oder sich mit ei­ner Maske schüt­zen, meinte er lä­chelnd. An­schlies­send hielt Dr. Lex Ver­dijk, Mas­ter Coor­di­na­tor HMS, eine kurze An­spra­che, gra­tu­lierte den frisch ge­ba­cke­nen Mas­tern zu ih­rem Er­folg und danke ih­nen und den An­ge­hö­ri­gen für die Un­ter­stüt­zung.
Dann nah­men die Di­plo­mier­ten ihre Di­plome in­di­vi­du­ell ent­ge­gen, wo­bei die bei­den Doc­to­res je­weils gra­tu­lier­ten und zum Di­plom noch eine rote Rose über­reich­ten. Der Fo­to­graf schoss ein Foto. Drei oder vier An­ge­hö­rige er­grif­fen kurz das Wort, um der/dem Gra­du­ier­ten zu gra­tu­lie­ren und den Weg da­hin kurz zu er­läu­tern. Lu­cas fiel die Auf­gabe zu, als Spre­cher der Gruppe den Pro­fes­so­ren, As­sis­ten­ten und Kol­le­gin­nen für die Un­ter­stüt­zung, Mo­ti­va­tion und er­folg­rei­che Be­treu­ung zu dan­ken.
Nach der of­fi­zi­el­len Feier wa­ren alle zu ei­nem Drink im Grand Café Maas­tricht Soi­ron ein­ge­la­den. Hier plau­der­ten wir mit Freun­den von Lu­cas bzw. de­ren An­ge­hö­ri­gen und mit den zwei Pro­fes­so­ren.
Am Abend führte uns Lu­cas in ein Lo­kal, wo wir zu Abend as­sen. Dann kehr­ten wir wie­der mit dem Bus nach Hause zurück.

Arnhem: Arbeitstelle

Am nächs­ten Mor­gen nah­men wir den Zug via S›-Hertogenbosch nach Arn­hem. Am Bahn­hof de­po­nier­ten wir die Kof­fer und nah­men den Bus zum Sport­zen­trum Pa­pendal. Es liegt in ei­ner schö­nen, von Wald um­ge­be­nen Ge­gend. Wir be­grüss­ten Eric, den Ma­na­ger der Zen­trums­kü­che und Chef von Lu­cas. Er lud uns zum Mit­tag­essen ein. Lu­cas zeigte uns ei­nige Sport­säle für Bas­ket­ball, Hand­ball, Kunst­tur­ner, Kraft­trai­nings­räume usw. Dann stell­ten wir uns am Buf­fet des Sport­ler-Re­stau­rants un­ser Menu zu­sam­men, er­gänz­ten es mit ei­ner ad hoc ge­mach­ten Ge­müse-Om­lette. Zum Des­sert gab es Sport­ler­quark. Schmeckte gut. 

Wo Lu­cas ar­bei­tet. Weil Fo­to­gra­fie­ren in Pa­pendal ver­bo­ten ist, habe ich hier Bil­der aus dem In­ter­net zusammengestellt.

Am Nach­mit­tag fuh­ren wir mit dem Bus wie­der zum Bahn­hof, wo wir un­sere Kof­fer hol­ten und dann wie­der mit dem Bus ins Quar­tier El­d­er­hof fuh­ren, wo Lu­cas bei ei­ner Bra­si­lia­ne­rin (von Par­a­na­guá) wohnt. Wir be­grüss­ten die Schlum­mer­mut­ter. Sie freute sich, eine Lands­män­nin zu tref­fen und por­tu­gie­sisch spre­chen zu kön­nen, war aber sehr dis­kret. Nach­dem wir mit un­se­rem Ge­päck in Lu­cas› Stu­dio un­ter dem Dach ge­stie­gen wa­ren, ver­liess sie das Haus. Sie wollte das Wo­chen­ende bei ih­rer Toch­ter und ih­ren En­kel­kin­dern ver­brin­gen. Wir sa­hen sie nach­her nicht mehr. 

Strasse, an der Lu­cas mo­men­tan wohnt

Amsterdam

Am Sonn­tag­mor­gen fuh­ren wir mit dem Zug nach Ams­ter­dam. Auch hier de­po­nier­ten wir die Kof­fer am Bahn­hof und gin­gen dann Es­sen. Nach dem Es­sen ge­nos­sen wir eine Schiffs­rund­fahrt auf den Grach­ten. Dank deut­scher Über­set­zung auf den Kopf­hö­rer be­ka­men wir ei­ni­ges aus der Ge­schichte und dem All­tag von Ams­ter­dam mit. So er­staun­ten wir dar­über, dass jähr­lich über 2000 Ve­los aus den Ka­nä­len ge­fischt wer­den.
Wir be­such­ten auch den Kunst­hand­werk-Markt in der Pro­me­nade des Ri­jks­mu­se­ums. Spä­ter be­such­ten wir noch Ripley’s Be­lief it or Not. Ein selt­sa­mes Museum.

Ei­nige Im­pres­sio­nen von un­se­rem Tag in Amsterdam

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