Reise durch die Toscana

Am 28. Mai nah­men wir früh den Zug von Bern nach Mai­land, wo wir pünkt­lich etwa um 10:30 an­ka­men. Zum Um­stei­gen und ei­ner Ver­pfle­gung hat­ten wir ge­nug Zeit. Zu­erst kauf­ten wir in ei­nem TIM ‑Shop eine Sim-Karte, eine für mich und eine für Al­ta­mir und Rita. Dann as­sen wir noch ein Stück Pizza bzw. ein Stück Fo­c­ac­cia, be­vor wir den Italo nach Flo­renz nahmen.

Firenze

Am fol­gen­den Tag be­such­ten wir kurz nach Tür­öff­nung die Gal­le­ria degli Uf­fizi. Diese Samm­lung um­fasst Werke der Ma­le­rei und Bild­haue­rei von der An­tike bis zum Spät­ba­rock. eine der welt­weit wich­tigs­ten Samm­lun­gen der Re­nais­sance. Der ge­samte Ge­bäu­de­kom­plex wurde ur­sprüng­lich von den Me­dici 1559 bis 1581 er­baut, um ihre Mi­nis­te­rien und Äm­ter, ihre Ver­wal­tung hier un­ter­zu­brin­gen. Für den Bau die­ses ge­sam­ten Ge­bäu­de­kom­ple­xes be­auf­tra­gen die Me­dici die Ar­chi­tek­ten Gi­or­gio Va­sari, Ber­nardo Buon­ta­lenti und an­dere. Das Erd­ge­schoss um­fasste auch Werk­stät­ten, z.B. eine Münz­prä­ge­werk­statt, wo die so­ge­nann­ten Gold­flo­rin her­ge­stellt wur­den, oder die Werk­statt des In­stru­men­ten­bau­ers Bar­to­lo­meo Cris­to­fori, der im 17. Jahr­hun­dert aus dem Cem­balo das erste Kla­vier der Welt ent­wi­ckelte. Kunst­his­to­ri­ker be­zeich­nen diese Samm­lung als äl­tes­tes Mu­seum Europas.

Wir be­sich­tig­ten die Samm­lung im 2. Ober­ge­schoss (3. Stock). Das Reiz­volle der An­ord­nung der Säle liegt darin, dass sie dem Be­su­cher in ei­ner his­to­ri­schen Rei­hung, be­gin­nend bei Skulp­tu­ren aus grie­chi­scher und rö­mi­scher Zeit, über die Nut­zung von Kunst zu re­li­giö­sen Zwe­cken (Iko­nen), hin zur Ma­le­rei der Re­nais­sance (Be­frei­ung von den Vor­ga­ben der Kir­che) und der Neu­zeit ei­nen wei­ten­teils chro­no­lo­gi­schen Ab­riss der ge­sam­ten Ma­le­rei und Bild­haue­rei ver­mit­teln, und ihm so­mit ei­nen lo­gi­schen, nach­voll­zieh­ba­ren Ein­stieg in die Bild­haue­rei, die Ma­le­rei und in die Kunst­ge­schichte West­eu­ro­pas geben. 

Be­such der Uffizien

Wir be­such­ten kurz nach Tür­öff­nung die Ga­le­rien der Uffizien.

Lao­koon-Gruppe von Bac­cio Bandinelli

Bac­cio Ban­di­nelli schuf auf­grund der hel­le­nis­ti­schen Lao­kon-Gruppe, die 1506 aus­ge­gra­ben wurde (Ori­gi­nal heute im Va­ti­kan, feh­len­der rech­ter Arm wurde nie ge­fun­den) und auf­grund der Be­schrei­bung von Pli­nius eine mo­derne und voll­stän­dige Re­plik im Auf­trag von Papst Leo X als Ge­schenk an Kö­nig Fran­zis­cus I. 

Und von der Piazza della Signo­ria fällt der Blick auf die Log­gia dei Lanzi.

Gi­am­bo­lo­gna «Raub der Sabinerin»

Gi­am­bo­lo­gnas (ei­gent­lich Jean de Bou­lo­gne) «Raub der Sa­bi­ne­rin» ist ei­nes der ers­ten Werke, das aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln be­trach­tet wer­den kann; es ist «von al­len Sei­ten schön», weil es keine Haupt­an­sicht gibt. Die Kom­po­si­tion ist spi­ral­för­mig. Der Ti­tel «Raub der Sa­bi­ne­rin» stammt nicht vom Künst­ler selbst. (Mehr über Giam­bo­lo­gna)

Leida und ich as­sen zwei­mal in der Trat­to­ria «Gusto Leo», Via del Pro­con­solo, 8 – 10r, (www.ristorantegustoleo.com) ein Menu, be­stehend aus ei­nem Tel­ler af­fetati (Auf­schnitt mit Coppa/Salami/Mortadella) zur Vor­speise und bis­tecca alla fio­ren­tina als Haupt­speise. Es schmeckte aus­ge­zeich­net und war sehr preiswert.

Do­me­nico Ghir­lan­daio: An­be­tung der Kö­nige, 1478

San­dro Bo­ti­cello: Die Ge­burt der Venus, 

Kunst­werke in den Uffizien

Wir hat­ten im In­ter­net ein Auto für un­sere Reise durch die Tos­cana ge­mie­tet. Alle nam­haf­ten Au­to­ver­mie­ter ha­ben eine Au­to­flotte in der Nähe des Flug­ha­fens. Un­ser Ver­mie­ter, B‑Rent, war auch da­bei. Am Flug­ha­fen selbst gibt es prak­tisch keine Hin­weise auf die Au­to­ver­mie­tung. Nach ei­ni­gem Su­chen und Fra­gen fan­den wir vor dem Flug­ha­fen­ge­bäude eine Hal­te­stelle, wo ein Shut­tle-Bus die Kun­den ab­holt und zur Nie­der­las­sung der Au­to­ver­mie­ter bringt. Dass sie alle zu­sam­men den Shut­tle­bus be­trei­ben und ihre Flot­ten auf dem glei­chen Park­platz ste­hen, weiss man als Kunde nicht ohne Wei­te­res. Schliess­lich brachte uns der be­sagte Bus zur Au­to­flotte. Wie ge­sagt, rei­hen sich hier Bü­ros der ver­schie­de­nen Au­to­ver­mie­ter (Avis, Eu­rop­cat, Hertz, …) Tür an Tür. Wir füll­ten die nö­ti­gen For­mu­lare aus, be­lies­sen die per In­ter­net ab­ge­schlos­sene Ver­si­che­rung so wie sie war, ob­wohl der An­ge­stellte von B‑Rent uns ver­si­cherte, das sei keine wirk­li­che Ver­si­che­rung. Dann be­ga­ben wir uns mit Sack und Pack auf den gros­sen Park­platz, wo sämt­li­che Au­to­ver­mie­ter ihre Au­tos ab­ge­stellt hat­ten. Auch hier wie­der we­der ein An­ge­stell­ter, der uns zu den be­tref­fen­den Au­tos ge­führt hätte, noch eine Rich­tungs­an­gabe mit dem Hin­weis, wo sich die Au­tos von B‑Rent be­fin­den. Wir zo­gen un­sere Trol­leys hin­ter uns her über den Park­platz und fan­den schliess­lich eine Reihe der B‑Rent und ei­nen Mit­ar­bei­ter, der uns un­ser re­ser­vier­tes Auto über­gab, nach­dem wir mit ihm zu­sam­men die klei­nen Schä­den des Au­tos pro­to­kol­liert hat­ten. Die Fahrt aus der Stadt er­wies sich dann dank GPS auf Al­ta­mirs Handy und sei­ner Ruhe und Si­cher­heit am Steuer als re­la­tiv einfach.

Lucca

Wir fuh­ren nach Lucca. Die Un­ter­kunft war sau­ber, aber sehr eng für 4 Personen. 

Im Fol­gen­den ei­nige Ein­drü­cke un­se­rer Reise von Flo­renz bis nach San Gimignano.

Pisa

Pisa

Dann ging es am nächs­ten Tag wei­ter nach Pisa. Die Piazza dei Mi­ra­coli mit dem Schie­fen Turm, dem Dom, dem im­po­san­ten Bap­tis­te­rium und der Eh­ren­halle be­deu­ten­der Bür­ger von Pisa und dem dich­ten Kom­men und Ge­hen von Tou­ris­ten aus al­ler Her­ren Län­dern ist sehr beeindruckend.

An­be­tung der Kö­nige von Ni­cola Pis­ano, 1260. Re­lief der Kan­zel im Bap­tis­te­rium von Pisa

Die sechs­eckige Kan­zel im Bap­tis­te­rium steht frei im Raum. Ni­cola (auch Nic­colò) Pis­ano schuf sie 1260. Ihre Säu­len ste­hen teil­weise auf Lö­wen, die Stärke sym­bo­li­sie­ren. Der Kan­zel­kas­ten ruht erst­mals auf Bö­gen, die wie die Knos­pen­ka­pi­telle ih­ren Ur­sprung in der go­ti­schen Kunst Frank­reichs ha­ben. Die fünf Re­li­ef­plat­ten stel­len Sze­nen aus dem Le­ben Jesu dar: Ge­burt Jesu, An­be­tung der hei­li­gen drei Kö­nige, Dar­stel­lung im Tem­pel, Kreu­zi­gung und Jüngs­tes Gericht.

Zug und An­be­tung der Hei­li­gen Drei Kö­nige, De­tail der Kan­zel von Gio­vanni Pis­ano, 1302 – 1312, im Dom zu Pisa.
Her­ku­les. De­tail der Kan­zel von Gio­vanni Pis­ano, 1302-12, im Dom zu Pisa

Gio­vanni Pis­ano, Sohn von Ni­cola Pis­ano, schuf die Kan­zel im Dom von Pisa zwi­schen 1302 und 1311. Von sei­nen Kan­zeln ist sie die spä­teste und reichste und die Re­li­efs der Kan­zel­brüs­tung sind erst­mals ge­run­det. Die Re­li­ef­fel­der, zwi­schen de­nen Pro­phe­ten und Hei­lige ste­hen, stel­len dar: Ge­burt Jo­han­nes des Täu­fers, Ver­kün­di­gung und Heim­su­chung, Christi Ge­burt und Ver­kün­di­gung an die Hir­ten, An­be­tung der Kö­nige, Dar­stel­lung im Tem­pel, Flucht nach Ägyp­ten, beth­leh­emi­ti­scher Kin­der­mord, Ver­rat des Ju­das und Gei­ße­lung, Kreu­zi­gung, Jüngs­tes Ge­richt mit Aus­er­wähl­ten und mit Verdammten.

Volterra

Schliess­lich fuh­ren wir wei­ter nach Vol­terra, wo wir auf An­hieb den Park­platz fan­den, der un­se­rer Un­ter­kunft am nächs­ten lag. Wir fan­den schnell die Woh­nung. Und bald da­nach zeigte uns An­drea, un­ser Gast­ge­ber, die Woh­nung. Eine sehr ge­pflegte, sau­bere und ge­räu­mige Wohnung.

San Gimignano

Piazza della cis­terna, San Gimignano

Hier be­stie­gen Ta­mir und ich die Torre Grossa. Er ist über 50 m hoch und wurde im aus­ge­hen­den 13. Jahr­hun­dert er­baut, mit meh­re­ren Zu­bau­ten und Re­pa­ra­tu­ren. Wir rät­sel­ten, wie sie da­mals die Glo­cke he­ben konn­ten. Mehr über He­be­ma­schi­nen im Mit­tel­al­ter.

Im Re­stau­rante La Cis­terna ha­ben wir Wild­schwein­ra­gout (cing­hiale) ge­nos­sen. Das war fein.

Und auf der piazza della Cis­terna ha­ben wir zwei­mal Ge­lati in ei­ner Ge­la­te­ria ge­ges­sen, die mehr­mals den Ti­tel Welt­meis­ter er­rin­gen konnte. Leida war ganz mu­tig und wählte nebst an­de­ren Aro­men eine Ku­gel Gor­gon­zola-Eis, was sich als nicht zu wie­der­ho­len herausstellte.

Auf dem Weg nach Mon­tal­cino ha­ben wir die­ses Korn­feld vol­ler blü­hen­der Mohn­blu­men gesehen.

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