Albert Thurnherr, Pfarrer

Al­bert Thurn­herr wuchs in Wid­nau als Sohn ei­ner Ar­bei­ter­fa­mi­lie auf. Er war der ein­zige Sohn sei­ner Mut­ter Berta Spi­rig, die an Tu­ber­ku­lose starb, als er vier­jäh­rig war.

Al­bert Thurn­herr 2013 in Reiden

Sein Va­ter, Al­bert Thurn­herr, hei­ra­tete dann Hilda, ge­bo­rene Ueh­lin­ger. Aus die­ser Ehe stam­men sechs Kin­der. Durch Spar­sam­keit und durch Nä­hen und Stri­cken von Klei­dern half die Mut­ter ei­ner so gros­sen Fa­mi­lie, mit dem klei­nen Lohn des Hilfs­ar­bei­ters über die Run­den zu kom­men. Die Fa­mi­lie be­wohnte eine güns­tige Woh­nung der da­ma­li­gen Sti­cke­rei­firma Ja­kob Roh­ner in Wid­nau. Et­li­che Jahre be­her­bergte die Fa­mi­lie auch ita­lie­ni­sche Gast­ar­bei­te­rin­nen die­ser Firma.

Nach der Pri­mar­schule in Wid­nau wech­selte Al­bert im Jahre 1951 ins In­ter­nat, in die da­ma­lige Mis­si­ons­schule Ma­ri­en­burg (spä­ter Gym­na­sium Ma­ri­en­burg) in Rhein­eck, um der­einst Mis­sio­nar zu werden.

Ausbildung

Wie es da­mals für die Ma­ri­en­bur­ger Gym­na­si­as­ten üb­lich war, be­suchte Al­bert ab 1957 das Ly­zeum der Klos­ter­schule Ein­sie­deln, um die Ma­tura ab­zu­schlies­sen. Oft zwei­felte er daran, ob er das Stu­dium schaf­fen würde. Doch seine Leh­rer und seine Stief­mut­ter, die er und seine Ge­schwis­ter un­ter­schieds­los „Mama“ nann­ten, be­stärk­ten ihn im­mer wie­der zum Wei­ter­ma­chen. Im Jahre 1959 be­stand er die Ma­tura, und zwar nicht knapp, son­dern mit Erfolg.

Noch im glei­chen Jahr trat er bei den Stey­ler Mis­sio­na­ren in Möd­ling bei Wien das No­vi­ziat an. Dort wurde Al­bert in das Klos­ter­le­ben ein­ge­führt. Denn er wollte Mis­sio­nar werden.

Nach dem zwei­jäh­ri­gen No­vi­ziat wurde er für ein Jahr in die Ma­ri­en­burg be­stellt. Das war ihm recht, denn in der Fremde hatte er un­ter Heim­weh ge­lit­ten. Als er im Jahr 1962 das Theo­lo­gie­stu­dium in der or­dens­ei­ge­nen Fa­kul­tät in St. Au­gus­tin bei Bonn be­gon­nen hatte, wurde ihm das Heim­weh zur ent­schei­den­den Wei­chen­stel­lung. Nach län­ge­rem Rin­gen ent­schloss er sich, aus der Ge­sell­schaft der Stey­ler Mis­sio­nare (SVD) aus­zu­tre­ten. An­schlies­send mel­dete er sich beim da­ma­li­gen Diö­ze­san­bi­schof Jo­se­phus Has­ler. Die­ser schickte Al­bert gern zum Wei­ter­stu­dium der Theo­lo­gie an die Uni­ver­si­tät Frei­burg.

Die­ses Stu­dium schloss der junge Stu­dent nach ei­nem Zwi­schen­jahr am An­ge­li­cum (Do­mi­ni­ka­ner-Fa­kul­tät) in Rom, im Som­mer 1966 mit dem Ex­amen „Pro cura ani­ma­rum“ ab. 

In­zwi­schen hatte Al­bert über seine Ent­schei­dung, Welt­pries­ter zu wer­den, Klar­heit er­langt. So trat er im Herbst 1966 ins Pries­ter­se­mi­nar St. Ge­or­gen-St. Gal­len ein und bil­dete sich in der seel­sor­ger­li­chen Pra­xis aus und be­rei­tete sich auf die Wei­hen vor.

Priester

Mit 30 Jah­ren wurde Al­bert am 11. März 1967 von Bi­schof Jo­se­phus Has­ler in sei­ner Hei­mat­kir­che Wid­nau zum Pries­ter ge­weiht. Mit den da­ma­li­gen Neu­pries­tern Kurt Kretz (bei ei­nem Flug­zeug­ab­sturz in Peru um­ge­kom­men), Wil­fried Leh­ner und Pe­ter Im­holz ver­band Al­bert stets ein kol­le­gia­les Verhältnis.

Pri­miz am 11. März 1967

Rück­schau­end auf die Stu­di­en­jahre stellt Al­bert fest, dass er dank Fleiss sein Stu­dium er­folg­reich ab­schlies­sen konnte und er in die­ser Zeit ar­bei­ten ge­lernt hat. Diese Fä­hig­keit kam ihm für die spä­te­ren Be­rufs­jahre zu­gute. Auch die fromme Ath­mo­sphäre des El­tern­hau­ses hat zu sei­ner Lauf­bahn als Pries­ter we­sent­lich beigetragen.

Tabella von Albert in Rom

Kaplan

Im April 1967 trat Al­bert seine erste Ar­beits­stelle in der Pfar­rei Ap­pen­zell als drit­ter Ka­plan an. Der liebe und ver­ständ­nis­volle Stan­des­pfar­rer Ivo Koch war sein ers­ter Chef. Die weit­läu­fige Pfar­rei be­scherte viel Ar­beit: Eng­gen­hüt­ten und Meis­ters­rüte wa­ren Al­berts Schwer­punkte. Ne­ben der Pfar­rei­ar­beit gab Al­bert tem­po­rär Glau­bens­kurse in der Region.

Im Jahre 1973 wech­selte Al­bert in die Pfar­rei St. An­dreas in Gos­sau. Neue Er­fah­run­gen be­rei­cher­ten seine pas­to­ra­len Kennt­nisse. Doch sehnte er sich wie­der aufs Land.

Al­bert in den Som­mer­fe­rien in den Bergen

Pfarrer

Mit der Wahl zum Pfar­rer von Am­den im Jahr 1976 er­füllte sich die­ser Wunsch in zwei­er­lei Hin­sicht: Land und Berge. Im Ja­nuar 1977 trat er das Pfarr­amt an. Die fol­gen­den Jahre wa­ren für Al­bert sehr glück­li­che Jahre. Gerne wäre er noch län­ger in Am­den ge­blie­ben. In die­ser Zeit be­glei­tete er die Pla­nung der Kir­chen­re­no­va­tion, de­ren Durch­füh­rung dann der Nach­fol­ger Pfar­rer Li­e­nert an die Hand nahm.

Pfar­rer Al­bert Thurn­herr in ei­nem neuen Messgewand

Die Fahrt zur In­stal­la­tion in Fl­ums war für meh­rere Ge­schwis­ter ein Kreuz­weg: Hein­rich, Zita und Mar­tin star­te­ten um 6 Uhr früh in Rei­den. Es lag viel Schnee und schneite im­mer noch. Als wir auf die Au­to­bahn ka­mem und bei­nah im Schritt­tempo fuh­ren, weil die Fahr­bahn schnee­beckt war und die­sen Mor­gen noch kei­nen Schnee­pflug ge­se­hen hatte, nah­men wir die nächste Aus­fahrt und muss­ten die Se­gel strei­chen. Wir fuh­ren wie­der nach Hause in den Rosikon.

Ähn­lich er­ging es Mar­kus, He­len, Alois, Prisca, Ros­ma­rie und Otto von We­sen nach Am­den. Die Au­tos mit der je­wei­li­gen Fa­mi­lie blie­ben auf der Strasse am Hang ste­cken. Ir­gend­wie ge­lang es dann aber doch noch, dass alle Au­tos mit den Rhein­ta­lern in Am­den ankamen.

Dem Ruf des Bi­schofs Ot­mar Mä­der fol­gend, mel­dete sich Al­bert für die Dop­pel­pfar­rei Gams und Senn­wald, wo Pfar­rer Al­bert Bro­der im Som­mer 1984 ver­stor­ben war. Im Fe­bruar 1985 trat Pfar­rer Al­bert Thurn­herr sein neues Amt in Gams-Senn­wald an. Die knapp zehn Jahre, in de­nen Al­bert zwei Pfar­reien mit ganz ver­schie­de­nen Ge­sich­tern (ka­tho­lisch Gams; Dia­spora Senn­wald) vor­stand, wa­ren an sich an­spruchs­voll und her­aus­for­dernd, dazu kam die Kir­chen­re­no­va­tion 1989 bis 1991. Kurz da­nach führte Pfar­rer Al­bert Thurn­herr in bei­den Pfar­reien die Volks­mis­sion mit Re­demp­to­ris­ten-Pa­tres durch. Neu für Pfar­rer Al­bert wa­ren die Dia­spora-Erah­run­gen in der Pfar­rei Senn­wald. Hier durfte er auch sein Sil­ber­nes Pries­ter­ju­bi­läum fei­ern. Seit die­ser Zeit stand Frau Bar­bara Bärtsch als tüch­tige und ver­sierte Haus­häl­te­rin dem Pfar­rer zur Seite.

Nach knapp zehn Jah­ren en­schloss sich Al­bert mit 58 Jah­ren für die grosse Land­pfar­rei Fl­ums, wo er im No­vem­ber 1994 das Amt des Pfar­rers über­nahm. Seit dem Tod von Pfar­rer Fie­del Scher­rer wirkte Ka­plan La­dis­laus Szücsi als Pfar­rei­ad­mi­nis­tra­tor. Nach zwei Jah­ren wurde die­ser als Pfar­rer in Pfä­fers ein­ge­setzt. Die grosse Pfar­rei Fl­ums stellte für Al­bert eine neue Her­aus­for­de­rung dar. Ihm zur Seite stan­den als Pas­to­ral­as­sis­tent Herr Ar­min Scheu­ter und in der Ka­pla­nei Ober­berg Pa­ter Theo Meier. Zu­dem war seit Au­gust 1998 auch Pfarr-Re­si­gnat Al­bert Thal­mann eine wert­volle Stütze, der als Pfarr­ad­mi­nis­tra­tor die Pfar­reien Ber­schis und Tscher­lach leitete.

Pfar­rer Al­bert Thurn­herr über­nahm wäh­rend sei­nes Pries­ter­tums auch über­pfar­rei­li­che Auf­ga­ben: Von 1973 bis 1992 war er Feld­pre­di­ger; von 1978 bis 1990 am­tete er als Diö­ze­san­prä­ses der FMG; als Ka­plan von Gos­sau in der Stel­len­be­set­zungs­kom­mis­sion; seit 1985 war er im Kol­le­gi­en­rat und in der Dekanatskommission.

004Albert_Heinrich
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005Klassenfoto_unbek
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01a_alle Kin­der o Zwillinge
01a_alle Kinder o Zwillinge
30b_Erstkommunion Priska Heinrich
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007Albert_Marienburg
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019Albert_Studentenverbindung
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020Albert_Weihnachtsfeier1962
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012Albert_MarienburgerStudentenmusik
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025Albert_fratres
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021Albert_Weihnachtsfeier1962Koeln
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027Albert_Uniformabgabe
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028Albert_Josy_Ausschnitt
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Rei­den 067
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Rei­den 052
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Ge­schwis­ter­tref­fen Sargans
Geschwistertreffen Sargans
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Geschwistertreffen Sargans
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Alberts Spiritualität

Mit zu­neh­men­der Er­fah­rung fand Pfar­rer Thurn­herr zur so­ge­nann­ten Spi­ri­tua­li­tät von un­ten. Über sie sagte E. Pon­ti­cus: «Willst du Gott er­ken­nen, lerne vor­her Dich sel­ber ken­nen». Die Spi­ri­tua­li­tät von un­ten sieht den Weg zu Gott nicht als Ein­bahn­strasse. Viel­mehr führt der Weg über Irr- und Um­wege, über das Schei­tern und über die Ent­täu­schung von sich selbst. Nicht die ei­gene Tu­gend ist es, die uns für Gott öff­net, son­dern un­sere Schwä­che, un­sere Ohn­macht, ja so­gar un­sere Sünde. Wir stei­gen auf zu Gott, in­dem wir hin­ab­stei­gen in un­ser Mensch­sein. Das Herz, dem nichts Mensch­li­ches fremd ist, wird weit, es wird er­füllt von Got­tes Liebe, die al­les Mensch­li­che ver­wan­delt. Der Mensch be­geg­net in der Spi­ri­tua­li­tät von un­ten sei­ner Wirklichkeit.

Weg in die Abhängigkeit

Seine letzte Sta­tion fand Al­bert in der Seel­sor­ge­ein­heit Sar­gans, wo er Stell­ver­tre­tun­gen über­nahm. Es be­rei­tete ihm viel Freude und Ge­nug­tu­ung, wenn er wie an­fäng­lich gern und oft ein­ge­setzt wurde. Doch der Tod sei­ner lang­jäh­ri­gen Haus­häl­te­rin Frau Bar­bara Bärtsch im Ja­nuar 2022 traf Al­bert schwer. Seine Kräfte und seine ro­buste Ge­sund­heit lies­sen spür­bar nach, was ihn dazu zwang, auf seine kirch­li­chen Ein­sätze zu ver­zich­ten. Nach ein­sa­men und kräf­te­zeh­ren­den Mo­na­ten musste er seine Woh­nung auf­ge­ben und ins Pflege- und Al­ters­zen­trum im Haus am Bach in Vil­ters-Wangs zie­hen. Da­mit hatte er seine Selb­stän­dig­keit ver­lo­ren. Als sich sein Zu­stand noch mehr ver­schlech­terte, fand er Auf­nah­men im Pfle­ge­zen­trum Rhein­auen in Die­pold­sau, wo es auch sei­nen Schwes­tern leich­ter fiel, nach ih­rem kran­ken Bru­der zu se­hen. Pfar­rer i. R. Al­bert Thurn­herr starb am Tag sei­ner Hos­pi­ta­li­sie­rung am 10. Ja­nuar 2024 im Spi­tal Altstätten.

Dokumente

Hier fin­den sich ei­nige Dokumente.

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