Auf dem Jakobsweg von Schwarzenburg nach Freiburg

Am 02. Juni 2020 nah­men wir um 07:14 den Bus via Ta­fers nach Schwar­zen­burg, wo wir um 07:45 am Bahn­hof an­ka­men. Dann nah­men wir gleich den Weg durch das Dorf un­ter die Füsse.

Start auf dem Ja­kobs­weg in Schwarzenburg/BE: Wir wol­len via Sod­bach­brü­cke – Hei­ten­ried – St. An­töni – Ta­fers nach Freiburg

Im Dorf wei­sen meh­rere Weg­wei­ser in alle Rich­tun­gen, es gibt sol­che für Bikes und sol­che für Wan­de­rer wie wir. Und aus­ser dem Ja­kobs­weg ver­lau­fen na­tür­lich noch viele an­dere Wan­der­wege von hier aus in die Ge­gend. Des­halb bin ich froh, dass ich die Karte vor­her kon­sul­tiert habe. So weiss ich, dass wir den Ab­stieg in den Sen­se­gra­ben in nörd­li­cher Rich­tung su­chen müssen.

Wir neh­men zu­erst die Bern­strasse, dann links ab­zwei­gend das Wart­gässli. Bald stos­sen wir auf den Weg­wei­ser für den Ja­kobs­weg. Das Wart­gässli führt aus dem Dorf hin­aus nach Wart; hier se­hen wir dann eine höl­zerne Schmuck­ta­fel. Sie in­for­miert, dass es bis Sant­iago de Com­pos­tela noch 1700 km sind. 

Über den Ort gibt ein In­for­ma­ti­ons­blatt un­ter­halb der Holz­ta­fel Auskunft:

Laut DUDEN stammt die Be­zeich­nung „Wart“ aus dem Alt-Ger­ma­ni­schen und deu­tet auf einen

„Ort der Aus­schau mit Wachtturm“

Jakobsweghin. Die Wart liegt am Rö­mer­weg zwi­schen dem Sense- und Schwarz­was­ser-Über­gang. Durch die­sen Weg wurde Aven­ti­cum mit dem Ber­ner Ober­land ver­bun­den und das für Rom wich­tige Durch­gangs­ge­biet er­schlos­sen. Die Re­gion wurde als INTERAQUAS be­zeich­net und war wert­voll, weil sie sich ideal als Mi­li­tär­ba­sis ge­gen die Geg­ner – die Kel­ten – eig­nete. Die rö­mi­sche Wert­schät­zung muss gross ge­we­sen sein, sonst hätte sie kaum 2,5 km süd­öst­lich von hier eine per­fekte „MUTATIO“ er­rich­tet, wel­che heute „Mut­ten“ ge­nannt wird. Tat­säch­lich fin­den sich Rich­tung Ma­mis­haus die Flur­na­men Vor­der­mut­ten und Hin­ter­mut­ten. Zur Mi­li­tär­an­lage ge­hör­ten wohl auch vor­ge­scho­bene Wacht­pos­ten. Die der Wart an­gren­zen­den Höfe mit der Na­mens­silbe „To­ren“ (Tor­hal­ten, To­ren­öli) be­kräf­ti­gen die An­nahme, dass hier schon früh ir­gendwo ein Wacht­turm stand. Im Spät­mit­tel­al­ter wurde das Eng­nis un­ten ge­gen die Sense zur Bar­ri­kade („Letzi“) aus­ge­baut, was auf eine er­neute mi­li­tä­ri­sche Nut­zung hin­deu­tet. Selbst wenn die Exis­tenz ei­nes Wacht­tur­mes wis­sen­schaft­lich nicht be­wie­sen wer­den kann, deu­ten die Ge­höft­na­men auf eine um­fang­rei­che mi­li­tä­ri­sche An­lage hin.

Ein­strö­mende Kel­ten mach­ten sich die al­pine Ur­be­völ­ke­rung (Li­gu­rer-Ge­misch) un­ter­tan. Ei­ner die­ser Kel­ten­stämme wa­ren die Hel­ve­tier. 58 v. Chr. be­siegte Cae­sar die Hel­ve­tier bei Bi­bracte. Im Fol­gen­den wurde das Al­pen­land von Rom be­setzt und ge­si­chert. Un­ser Land wurde rö­mi­sche Pro­vinz. Die Rö­mer bau­ten die In­fra­struk­tur aus mit Haupt-Stütz­punk­ten. In diese Zeit dürfte der Bau un­se­res We­ges fal­len, eine ver­kürzte Ver­bin­dung Aven­ti­cum – Alpenpässe.

Der letzte Ru­dol­fin­ger grün­dete ums Jahr 1000 das Dorf Schwar­zen­burg als Markt­fle­cken (Bur­gum). Die Zäh­rin­ger wur­den vom Kai­ser ab 1125 als Rek­to­ren für Bur­gund be­ru­fen. Die Sense-Sa­ane-Li­nie wurde be­fes­tigt, die Gras­burg zu ei­ner Fes­tung aus­ge­baut. Ale­man­nen ur­ba­ri­sier­ten und be­sie­del­ten die Ge­gend. Seit dem 12. Jahr­hun­dert be­nut­zen Pil­ger die­sen Weg durch das fins­tere Waldgebiet. 

Der Weg ist im Ver­zeich­nis der His­to­ri­schen Wege der Schweiz auf­ge­lis­tet – sein of­fi­zi­el­ler Name VIA JACOBI.

Weg in TorenöliBald nach der Wart ge­lan­gen wir in die To­ren­öli. Der Name geht auf eine Öl­mühle im Sen­se­gra­ben zu­rück. Von der To­ren­öli führte in frü­he­ren Zei­ten der mit­tel­al­ter­li­che Weg, «Fry­burg­strass» ge­nannt, zu­nächst der Sense ent­lang und dann über den Fluss hin­über. Er war steil und die nicht ge­zähmte Sense musste von den Zug­tie­ren, wel­che schwere Fuhr­werke zo­gen, durch­wa­tet wer­den, wäh­rend die Fuss­pil­ger auf ei­nem wan­ken­den Steg ans an­dere Fluss­ufer ge­lang­ten. Der Ab­stieg von 500m Länge war ein in den Sand­stein ge­haue­ner und mit Fluss-Kie­sel­stei­nen ge­pfläs­ter­ter Weg. Die im Fels noch heute sicht­ba­ren Rad­na­ben­kan­ten und Tritt­spu­ren sind Zeu­gen frü­he­rer Weg­nut­zung.
Heute führt ein gut mar­kier­ter Weg von der To­ren­öli hin­un­ter ins be­liebte Sense-Na­tur­schutz­ge­biet mit sei­ner Auenlandschaft.

Fluss­auf­wärts kom­men wir zur Sod­bach­brü­cke, die über die Sense führt, eine ge­deckte Holz­kon­struk­tion aus dem Jahr 1867. Ne­ben der Holz­brü­cke wurde im Jahr 1979 eine Be­ton­brü­cke ge­baut. Hier über­schrei­ten wir die Kan­tons­grenze und zwei­gen nach kur­zer Stre­cke rechts auf ei­nen auf­wärts füh­ren­den Hohl­weg ab. An den seit­li­chen Sand­stein­wän­den sind In­schrif­ten er­kenn­bar. Nach dem stei­len Auf­stieg er­rei­chen wir auf ei­nem Hoch­pla­teau ei­nen Jakobus-Bildstock.

Von hier führt uns ein Sträs­s­chen an den Dorf­rand von Hei­ten­ried. Rechts steht die weit sicht­bare Mi­cha­els­kir­che und an der Haupt­strasse die 2010 neu er­rich­tete Pil­ger­her­berge in der ehe­ma­li­gen Kä­se­rei. Wir que­ren die Land­strasse bei der Bus­hal­te­stelle un­weit der Pil­ger­her­berge und stei­gen über Wie­sen hin­un­ter zum Let­tis­wil­bach. Durch ei­nen Hohl­weg geht es hin­auf zum Wei­ler Win­ter­lin­gen (Apol­lo­nia­ka­pelle), wo wir rechts ab­bie­gen, um zum west­li­chen Tan­nen­holz-Wald­rand zu ge­lan­gen. Von hier führt der Weg links in Rich­tung Wes­ten über die Fel­der, an Ni­der­mon­ten und Cheer (mit sei­ner ers­ten re­for­mier­ten Kir­che im Sen­se­be­zirk) vor­bei bis zum Orts­ein­gang von St. Antoni.

Da wir im Kehr ei­nen Hof­la­den (Schwal­lers Sen­s­ler Bau­ern­la­den) ent­de­cken mit ei­nem gros­sen Wen­de­platz, ei­nem schat­ten­spen­den­den Baum in des­sen Mitte und ei­nem plät­schern­den Brun­nen mit er­fri­schen­dem Was­ser an der Haus­wand, da­ne­ben so­gar zwei Tisch­chen und eine Bank, le­gen wir hier ei­nen Halt ein. Es ist zwar erst etwa halb elf Uhr. Aber wir lau­fen schon seit etwa 3 Stun­den ohne ei­nen län­ge­ren Halt ge­macht zu ha­ben. Weil durch Bau­ar­bei­ten im Wirt­schafts­ge­bäude viel Staub ent­steht, emp­fiehlt uns und eine Be­woh­ne­rin, wir könn­ten auch auf der an­de­ren Stras­sen­seite beim Stöckli Rast hal­ten. Das ma­chen wir. Wir kau­fen noch cre­mige Jo­ghurts und neh­men ver­gnügt un­ser Mit­tag­essen aus dem Rucksack.

Départ à Schwarzenburg
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Es mag bald Mit­tag sein, bre­chen wir auf, um un­sere Wan­de­rung auf der Via Ja­cobi fort­zu­set­zen. Dazu mar­schie­ren wir an den öst­li­chen Dorf­aus­gang und neh­men den Weg in die Schrick. Auch hier zeugt der Hohl­weg von ei­ner sei­nem Nut­zen in ei­ner ver­gan­ge­nen Ära. Un­ten fol­gen wir dem Wys­se­bach bis zur Land­strasse. An­statt dem Ja­kobs­weg hier über die Lan­strasse und ent­lang der Ta­verna zu fol­gen, neh­men wir hier links den Wan­der­weg, der steil auf das Chat­zes­tig­holz führt. Hier und im an­schlies­sen­den Wald­holz ist es schat­tig und kühl, was uns lie­ber ist als un­ten an der Sonne der Ta­verna ent­lang zu mar­schie­ren, wie es der Ja­kobs­weg vor­sieht. Am Wald­rand über­ra­schen Mar­tin und Da­rio noch ei­nen Fuchs, der mit dem Schweif ge­gen uns am Bo­den ei­ner Spur folgt und uns of­fen­sicht­lich zu­erst nicht be­merkt. Erst nach ei­ni­gen Klicks des Fo­to­ap­pa­rats wird er uns ge­wahr und hüpft be­hend ins dichte Korn­feld. Am Wald­rand vom Chrö­met­li­holz, wo es eine Pick­nick­stelle gibt, ge­nies­sen wir noch­mals die fan­tas­ti­schen Aus­sicht. Bald stei­gen wir vom Was­ser­re­ser­voir in Juch­holz ab vor­bei an neue­ren Ein­fa­mi­li­en­häu­sern mit ge­pfleg­ten Ra­sen- und Blu­men­an­la­gen ins Chrütz­holz an die Land­strasse, die wir über­que­ren und den Weg zum Schloss Nie­der Mag­gen­berg ein­schla­gen. Hier in der Kü­che des Kran­ken- und Pfle­ge­heims hat Lu­cas meh­rere Wo­chen lang ge­ar­bei­tet. Nun wan­dern wir die uns bes­tens be­kannte letzte Stre­cke über die Wie­sen, über­que­ren wie­der die Land­strasse Ta­fers – Frei­burg und neh­men den Weg über Men­zis­wil (Ta­fers) nach Üebe­wil (Dü­din­gen) und schliess­lich nach Hause.

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