Solidarität mit Nicaragua 1980 – 1990

1985 nahm ich un­be­zahl­ten Ur­laub und reiste nach Ni­ca­ra­gua, um mich für mehr so­ziale Ge­rech­tig­keit zu en­ga­gie­ren und mich zu so­li­da­ri­sie­ren. Das war na­tür­lich ein Pro­zess, der viel frü­her be­gon­nen hatte.

Ei­nige Bil­der von mei­nem Ni­ca­ra­gua-Auf­ent­halt 1985 und 1987

Horizonterweiterung

Paris

Im Laufe mei­ner aka­de­mi­schen Lauf­bahn ver­spürte ich zu­neh­mend stär­ker den Drang, im Aus­land mei­nen Ho­ri­zont zu er­wei­tern. Zu die­sem Zweck reiste ich in den Som­mer­fe­rien nach Pa­ris in der fes­ten Ab­sicht, mich für das kom­mende Win­ter­se­mes­ter an der Sor­bonne ein­zu­schrei­ben und nach Mög­lich­keit die fran­zö­si­sche Schule der Struk­tu­ra­lis­ten nä­her ken­nen­zu­ler­nen. Al­lein, meine Reise kon­fron­tierte mich in Pa­ris mit ei­ner sprach­lich-aka­de­mi­schen Rea­li­tät, der ich mich nicht ge­wach­sen fühlte. Zu­dem hatte ich in Er­fah­rung ge­bracht, dass es für die Aus­län­der eine spe­zi­elle Uni­ver­si­tät so ziem­lich aus­ser­halb von Pa­ris gab. Ich hatte kein Be­dürf­nis, mich in ein Aus­län­der­ghetto zu be­ge­ben. Dazu brauchte ich Pa­ris nicht. Aus die­sen Grün­den liess ich meine Pläne, in Pa­ris zu stu­die­ren, fah­ren. Nach­dem ich mich auch er­folg­los um ein Sti­pen­dium zum Stu­dium in Deutsch­land be­wor­ben hatte, nahm ich be­reits ein Jahr nach mei­ner Reise nach Pa­ris Kon­takt mit der Uni­ver­si­tät Wien auf.

Sacre Cœur in Paris

Wien

Hier war die Im­ma­tri­ku­la­tion für Schwei­zer spie­lend ein­fach und die Stu­di­en­ge­büh­ren so­gar güns­ti­ger als an mei­ner Alma Ma­ter. In den Som­mer­fe­rien hatte ich gut 50 Briefe ver­schickt, um mich für ein Stu­den­ten­zim­mer zu be­wer­ben. Die­ser Brief­ak­tion war der Er­folg ver­sagt geblieben.

Ankunft

So reiste ich denn am 12. Ok­to­ber 1978 für Fr. 69.40 zu Se­mes­ter­be­ginn mit ei­nem Kof­fer, mei­ner me­cha­ni­schen Schreib­ma­schine Marke Erika nach Wien, ohne über­haupt zu wis­sen, wo ich woh­nen könnte. Ich hatte mir vor­ge­nom­men, die ers­ten paar Nächte in ei­ner Ju­gend­her­berge zu über­nach­ten, bis ich ein Zim­mer ge­fun­den hätte. Doch musste ich fest­stel­len, dass alle Wie­ner Ju­gend­her­ber­gen be­legt wa­ren. In zweien hat­ten sich für den Win­ter ame­ri­ka­ni­sche Schu­len ein­ge­mie­tet und eine wei­tere war im Win­ter­halb­jahr ge­schlos­sen. So ver­brachte ich die erste Nacht in ei­nem bil­li­gen Hotel.

Am nächs­ten Tag fand ich ein so­ge­nann­tes Youth Hos­tel, das ähn­lich funk­tio­nierte wie eine Ju­gend­her­berge. Ich be­kam ein Zim­mer mit drei an­de­ren Jun­gen. Weil es hier be­deu­tend bil­li­ger war als im ers­ten Ho­tel, das mir den Ein­druck ei­nes Stun­den­ho­tels ge­macht hatte, zog ich um. Meine Woh­nungs­su­che ge­stal­tete sich kom­pli­ziert. Zu­erst er­le­digte ich die not­we­ni­gen For­ma­li­tä­ten bei den Be­hör­den. Dann wandte ich mich an eine Woh­nungs­ver­mitt­lung, wo mir die Che­fin ei­nige hun­dert Schil­ling ab­knöpfte, be­vor sie über­haupt ei­nen Fin­ger für mich rüh­ren wollte. Die­ses Ge­schäft schien mir sehr un­se­riös. Des­halb liess ich es trotz der be­reits in­ves­tier­ten Summe blei­ben. Bei der Stu­den­ten­be­ra­tung riet man mir, mich an die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät zu wen­den, wo es eine Zim­mer­ver­mitt­lungs­zen­trale für Stu­den­ten gebe. Das machte ich. Hier gab man mir ge­gen Kau­tion von 100 Schil­ling eine Adresse für ein freies Zim­mer. Mit der Stras­sen­bahn fuhr ich bis zum Zen­tral­fried­hof, wo ich auch bald die Hasch­gasse fand. Schnell fand ich das ge­suchte Haus, mel­dete mich und wurde von ei­nem al­ten Ehe­paar nicht un­freund­lich, von zwei Dog­gen aber mit grim­mi­gem Knur­ren, spei­chel­trie­fen­den Lef­zen und ge­fletsch­ten Zäh­nen emp­fan­gen. Die Haus­her­ren woll­ten wis­sen, wo­her ich käme usw. und zeig­ten mir das be­sagte Zim­mer. Die Frau wid­mete sich den Dog­gen, der Mann, ein Rent­ner, in­for­mierte mich, dass sie die Haus­be­sit­zer seien und den obe­ren Stock mit 3 Schlaf­zim­mern und ei­nem Bad/WC an Stu­den­ten ver­mie­te­ten. Das Zim­mer war ge­räu­mig, etwa 3 auf 3 Me­ter mit ei­nem Dop­pel­fens­ter, ei­nem Öl-Öfel­chen, ei­nem Dop­pel­bett, ei­nem Tisch mit Stuhl und ei­nem Schrank. Von der De­cke hing eine Lampe mit sechs Ar­men und sechs Birnen. 

Bahn­hof Ke­leti pu, Budapest

Aus­ser­dem gab es ei­nen Schrank. Schliess­lich machte mich der Haus­be­sit­zer mit der Haus­ord­nung be­kannt: Ers­tens durfte ich pro Wo­che nur ein­mal warm du­schen. Zwei­tens war Da­men­be­such zwar ge­dul­det, wenn mög­lich aber zu ver­mei­den («Wir wolln nit ins Ge­rede komma»), und ab 21 Uhr un­ter­sagt. Drit­tens durfte ich den «Lüs­ter» nicht an­zün­den, weil der mehr Strom ver­brau­che als in mei­ner Zim­mer­miete ver­an­schlagt sei. Vier­tens musste ich den Brenn­stoff für das Zim­mer­ö­fel­chen selbst be­sor­gen und be­zah­len. Spä­ter ge­stand mir der Haus­herr, dass er bei der Po­li­zei ge­ar­bei­tet hatte. Ich holte mei­nen Kof­fer im Ho­tel und zog hier ein, nach­dem ich die erste Mo­nats­miete be­zahlt hatte. Dann mel­dete ich mich bei der Zim­mer­ver­mitt­lung an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät, teilte mit, dass ich das be­sagte Zim­mer ge­mie­tet hatte, und nahm meine Kau­tion wie­der entgegen. 

Spartanisch

Schon am glei­chen Abend klopfte der Haus­herr an die ge­rif­felte Glas­tür mei­nes Zim­mers und fragte mich ver­är­gert, ob ich wie­der aus­zie­hen wolle, da er sehe, dass ich mich nicht an die Haus­re­geln halte wolle. Über­rascht fragte ich, wel­che Re­gel er denn meine. Er wies auf die an­ge­schal­tete Zim­mer­be­leuch­tung und sagte, der Lüs­ter dürfe wie ab­ge­macht nicht ein­ge­schal­ten wer­den. Er sah aber ein, dass ich nicht gut im Dun­keln le­sen konnte, drehte kur­zer­hand 4 Bir­nen aus der Fas­sung und ver­sprach mir, nun schon ver­söhn­li­cher, er stelle mir eine Tisch­lampe auf mei­nen Ar­beits­tisch zum Le­sen. So ge­schah es. So wohnte ich nun in der Hasch­gasse, in der Nähe des gar nicht zen­tral ge­le­ge­nen Wie­ner Zentralfriedhofs.

Ne­ben mir wohn­ten in ei­nem Zim­mer zwei ein­hei­mi­sche Stu­den­ten. Ihr Zim­mer war ver­mut­lich das ehe­ma­lige El­tern­schlaf­zim­mer. Und ne­ben die­sem Zim­mer be­fand sich ein klei­nes Zim­mer. Darin wohnte Bern­hard, ein Deut­scher, der sich an der Wie­ner Kunst­aka­de­mie in Glas­ma­le­rei aus­bil­dete. Mit den bei­den Ös­ter­rei­chern pflegte ich keine Be­zie­hung, die über «Gu­ten Morn» usw. hin­aus­ging. Ab und zu traf man sich an der Koch­ni­sche im Kor­ri­dor mit 2 Koch­plat­ten und musste meist war­ten, bis der erste fer­tig ge­kocht hatte. Mit Bern­hard pflegte ich mehr Be­zie­hun­gen. Er war es, der mich an­fäng­lich zu Kol­le­gen mit­nahm. Und er machte mich auch dar­auf auf­merk­sam, dass un­sere Wirts­leute die ein­ge­hende Kor­re­spon­denz ih­rer Mie­ter zwar nicht öff­ne­ten, aber mit­un­ter doch Aus­künfte über den Ab­sen­der oder mehr noch über die Ab­sen­de­rin ver­lang­ten, wenn ih­nen ein Brief su­spekt vorkam.

Nach und nach ver­lo­ren die Bäume vor dem Haus ihre Blät­ter. Es wurde eis­kalt in Wien. Mein Zim­mer war ein Kühl­schrank, weil ich tags­über nicht heizte. Wenn ich abends nach Hause kam und den klei­nen Ofen an­machte, stank es so­fort nach Heizöl. Warm wurde es erst, wenn ich ins Bett ging. Und am Mor­gen, wenn ich aus dem war­men Bett kroch, er­starrte ich wie­der fast zu ei­nem Eis­zap­fen. Hei­zen machte we­nig Sinn, denn ich ver­liess meist kurz nach acht Uhr das Haus. Abends zwang ich mich ab und zu un­ter die eis­kalte Du­sche. Da­nach war mir auch im eis­kal­ten Zim­mer warm.

Zum Abend­essen ass ich oft Ro­si­nen und Ha­sel­nüsse. Das war ein­fach in der Zu­be­rei­tung, lang halt­bar, bil­lig und nahr­haft. Na­tür­lich wäre mir eine heisse Suppe oft lie­ber ge­we­sen. Und ab und zu ging ich auch über den Vik­tua­lien- oder sonst ei­nen Markt nach Hause und kaufte mir ei­nen heis­sen Le­ber­käs mit Brot oder eine De­bre­zi­ner Wurst.

Und fühlte ich mich un­ter­kühlt und schmut­zig, be­suchte ich ab und zu das Ama­li­en­bad, ein al­tes Volks­bad. Hier gab es ein ge­heiz­tes Schwimm­bad. Aus­ser­dem konnte man ge­gen eine Ex­tra-Ge­bühr ein war­mes Bad in ei­ner der al­ten Ba­de­wan­nen neh­men. Diese Dienst­leis­tung stammte noch aus der Zeit, als es in den ge­wöhn­li­chen Woh­nun­gen von Wien noch kein Bad gab; aus je­ner Zeit, als die­je­ni­gen, die es sich leis­ten konn­ten, zur per­sön­li­chen Kör­per­pflege in ein öf­fent­li­ches Bad gin­gen. Mein aka­de­mi­sches Le­ben hatte ich nun ei­ni­ger­mas­sen struk­tu­riert. Ich hatte das Vor­le­sungs­ver­zeich­nis stu­diert, in ei­ni­gen Vor­le­sun­gen und ei­nem Se­mi­nar für Mit­tel­hoch­deutsch ge­schnup­pert. Der Pro­fes­sor des Se­mi­nars hatte mir mit­ge­teilt, dass ich zum Se­mi­nar zwar zu­ge­las­sen sei, aber noch eine Prü­fung nach­ho­len müsste. Ich in­ter­es­sierte mich aber ei­gent­lich nicht da­für, weil mir für die Zu­las­sung zu den Li­zen­ti­ats­prü­fun­gen an mei­ner Alma ma­ter in Fri­bourg nur die Teil­nahme an ei­nem ein­zi­gen Se­mi­nar fehlte. Des­halb be­schloss ich, nur eine Vor­le­sung zu be­su­chen: In­halt­lich ging es in ers­ter Li­nie um die Chris­tia­ni­sie­rung Eu­ro­pas, aus­ge­hend von den iri­schen Mön­chen. So war ich – ab­ge­se­hen von den Mit­tag­essen in der Mensa – nur ein­mal wö­chent­lich re­gel­mäs­sig an der Uni­ver­si­tät. Ich be­gann aber die ös­ter­ri­chi­sche Na­tio­nal­bi­blio­thek zu be­su­chen. Bald hatte ich in Er­fah­rung ge­bracht, wie ich Bü­cher für den Le­se­saal aus­lei­hen konnte.

Akademische Freiheit

Os­ter­fe­rien in Dubrovnik

Fast so re­gel­mäs­sig wie ein Be­am­ter traf ich nun täg­lich ge­gen 9 Uhr an der Ös­ter­rei­chi­schen Na­tio­nal­bi­blio­thek ein, wo ich mich hin­ter die Lek­türe nicht etwa von Li­te­ra­tur für meine Li­zen­ti­ats­ar­beit machte, son­dern zu­nächst ein­mal so ziem­lich al­les las, was ich von Mir­cea Eliade fand. So las ich li­te­ra­ri­sche Werke von ihm, aber auch eth­no­lo­gi­sche über Scha­ma­nis­mus, In­itia­ti­ons­ri­ten, Yoga, ein Ta­ge­buch, in dem ein Be­such in Fri­bourg, bei ei­nem Kol­le­gen der Et­no­lo­gie in Fro­ide­ville er­wähnt war. Nach die­sen aus­ge­dehn­ten Aus­flü­gen in die Eth­no­lo­gie und Li­te­ra­tur nahm ich mir Fach­li­te­ra­tur über Bau­ern­häu­ser vor. Da stiess ich aber auf eher ma­gere oder the­ma­tisch zu ab­ge­le­gene Fach­li­te­ra­tur. So kon­zen­trierte ich mich auf das Wal­ser­tum. Nun las ich wo­chen­lang über die Kul­tur der Wal­ser, his­to­ri­sche Un­ter­su­chun­gen zu de­ren Wan­der­be­we­gun­gen, so­gar Fach­li­te­ra­tur zur Frage, warum die Wal­ser die Pest­zei­ten bes­ser über­stan­den hat­ten als viele an­dere Nach­barn. War es ein­fach die Höhe der Wohn­lage? War es die do­mi­nie­rende Blut­gruppe, worin sich eine ge­wisse Ähn­lich­keit mit In­dia­ner­völ­kern zeigte? Und nebst der Lek­türe be­suchte ich vor al­lem sams­tags und sonn­tags viele Mu­seen, viele da­von im­mer wie­der. In ge­wis­ser Weise dien­ten mir die Mu­se­ums­be­su­che auch da­für, mich ein we­nig auf­zu­wär­men. Denn am Sonn­tag wa­ren von Mit­tag bis 15 Uhr auch prak­tisch alle Kaf­fee­häu­ser in Wien geschlossen.

Mit Bern­hard be­suchte ich ab und zu Stu­den­ten­beisl und lernte da­durch auch an­dere Stu­den­ten ken­nen. Auf den ös­ter­rei­chi­schen Na­tio­nal­fei­er­tag, den 26. Ok­to­ber, der auf ei­nen Don­ners­tag fiel und da­mit ein ver­län­ger­tes Wo­chen­ende ab­gab, plan­ten wir, eine Gruppe von 4 – 5 Stu­den­ten, eine Reise per VW-Bus nach Ve­ne­dig. Zu­erst muss­ten wir aber nach Linz rei­sen, um dort von ei­nem Bru­der ei­nes Kol­le­gen den VW-Bus ab­zu­ho­len. An­ge­sichts des be­denk­li­chen Zu­stands die­ses Ve­hi­kels wurde ver­ein­bart, dass wir den Bus am Stras­sen­rand ste­hen las­sen wür­den, falls er sei­nen Geist auf­ge­ben würde. Denn wir woll­ten keine Ab­schlepp- und Schrott­ge­büh­ren be­zah­len. So fuh­ren wir los. Wir ge­nos­sen die Sonne in Ve­ne­dig, be­such­ten Kir­chen und Mu­seen und ka­men mit un­se­rem VW-Bus heil wie­der in Wien an.

Politisierung

Von Frei­burg kannte ich den Boy­kott der Mensa durch die Stu­den­ten und die von den Stu­den­ten be­trie­bene Al­ter­na­tiv­kü­che. Ich nahm zwar an die­sen Ak­tio­nen nicht ak­tiv teil. Aber als Kon­su­ment un­ter­stützte ich die stu­den­ti­sche Opposition.

Mir fie­len in Wien Stras­sen­ak­tio­nen der Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten auf, die Un­ter­schrif­ten im Zu­sam­men­hang mit der Re­vo­lu­tion in Per­sien sam­mel­ten. Ich nahm nicht ak­tiv teil. Denn von die­sen Din­gen ver­stand ich zu we­nig. Aber ich er­teilte be­reit­wil­lig meine Un­ter­schrift un­ter eine Pe­ti­tion zu­guns­ten der Op­po­si­tion, die sich ge­gen den Schah von Per­sien regte. Erst spä­ter wurde mir der da­mals im fran­zö­si­schen Exil le­bende Aya­tol­lah Kho­meini, der die Re­vo­lu­tion ge­gen den Schah mass­geb­lich be­ein­flusste, ein Be­griff. Ich ver­folgte diese po­li­ti­schen Er­eig­nisse nicht. Aber mich be­ein­druckte doch das selbst­lose En­ga­ge­ment der Stu­den­ten, die sich auf zü­gi­gen Stras­sen­kreu­zun­gen, an eis­kal­ten Stras­sen­bahn­hal­te­stel­len usw. mit ih­rer po­li­ti­schen Bot­schaft an die Fuss­gän­ger wand­ten und um Sym­pa­thie und Un­ter­stüt­zung für die ge­rechte Sa­che des ira­ni­schen Vol­kes warben.

Aktivist bei Amnesty International

Mein spar­ta­ni­sches Le­ben in Wien, meine aus­ge­lebte aka­de­mi­sche Frei­heit, das po­li­ti­sche En­ga­ge­ment der Stu­den­ten – das wa­ren Er­fah­run­gen und Wahr­neh­mun­gen, die mich nach­hal­tig be­ein­fluss­ten. Wie­der zu­rück in der Schweiz, sah ich viele Dinge aus ei­nem neuen Blick­win­kel. Es ging nicht lange, bis ich mich für Am­nesty In­ter­na­tio­nal in­ter­es­sierte. Ich nahm an ei­ner Sit­zung der Frei­bur­ger Gruppe teil und wurde bald de­ren Mit­glied. Die Sit­zun­gen wur­den zwei­spra­chig, d.h. mehr­heit­lich auf Fran­zö­sisch ge­hal­ten. Je­des Mit­glied war ak­tiv in min­des­tens ei­nem Ar­beits­be­reich. Ich en­ga­gierte mich in der Ar­beits­gruppe CASA (Cen­tral Ame­ri­can Spe­cial Ac­tions). Wir wa­ren etwa 4 deutsch­spra­chige Per­so­nen; wir hiel­ten uns ers­tens durch re­gel­mäs­sige Lek­türe der ver­füg­ba­ren Presse und Spe­zi­al­be­richte von An­mesty In­ter­na­tio­nal über die Er­eig­nisse (Po­li­tik, Na­tur­ka­ta­stro­phen, Wirt­schaft) in Zen­tral­ame­rika auf dem Lau­fen­den und zwei­tens hat­ten wir so­ge­nannte Ur­gent Ac­tions um­zu­set­zen. Das wa­ren Brief­ak­tio­nen zu­guns­ten der Auf­klä­rung von Fäl­len von Ver­schwun­de­nen, Er­mor­de­ten oder kürz­lich meist ohne Haft­be­fehl In­haf­tier­ten. So schrie­ben wir auf Eng­lisch un­sere Biefe, schick­ten sie an die ver­ant­wort­li­chen Stel­len in Zen­tral­ame­rika und meist auch Ko­pien an die of­fi­zi­el­len Ver­tre­tun­gen in der Schweiz. Mit zu­neh­men­dem En­ga­ge­ment wurde mir klar, dass die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen durch un­sere po­li­ti­schen Brief­ak­tio­nen kaum re­du­ziert wur­den. Zwar mag es in Ein­zel­fäl­len zu Er­leich­te­run­gen oder der Lö­sung von Fäl­len ge­kom­men sein. Mir wurde aber je län­ger je mehr be­wusst, dass die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen Sym­ptom wa­ren für die po­li­ti­schen und oft ge­walt­sa­men Aus­ein­an­der­set­zun­gen in Zen­tral­ame­rika. Und im­mer wie­der wurde deut­lich, wie sehr die US-Ad­mi­nis­tra­tion oder die CIA in ge­wisse Fälle di­rekt oder in­di­rekt zu­min­dest als stum­mer Zeuge ver­wi­ckelt war. Leicht durch­schau­bar war, dass die Ur­sa­che die­ser Aus­ein­an­der­set­zun­gen eine zum Him­mel schrei­ende so­ziale Un­ge­rech­tig­keit in die­sen Län­dern war. 

Sol­da­ten vor Sär­gen von Stu­die­ren­den der Uni San Salvador

Aus die­sen Grün­den formte sich in un­se­rer CASA-Gruppe ein Kern, der sich nicht mehr mit Brief­ak­tio­nen und mit der Am­nesty In­ter­na­tio­nal ei­ge­nen di­plo­ma­ti­schen Dis­kre­tion zu­frie­den ge­ben wollte. Wir woll­ten Ge­gen­öf­fent­lich­keit für die ver­deck­ten und ge­hei­men Ak­tio­nen der von der US-Ad­mi­nis­tra­tion ge­stütz­ten Re­gie­run­gen. Wir rück­ten die so­ziale Ge­rech­tig­keit in den Mit­tel­punkt, die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen wa­ren ei­nes der vie­len Symptome.

Wir ver­folg­ten die Er­eig­nisse des san­di­nis­ti­schen Ni­ca­ra­gua, wo Da­niel Or­tega mit der FSLN und der Un­ter­stüt­zung brei­ter Teile der Be­völ­ke­rung so­ziale Ge­rech­tig­keit ein­zu­füh­ren ver­suchte und sich er­folg­reich ge­gen den von der US-Ad­mi­nis­tra­tion ge­lenk­ten und un­ter­stütz­ten Gue­rilla-Krieg der Con­tras wehrte. Wir ver­folg­ten den un­er­klär­ten Bür­ger­krieg in El Sal­va­dor, wo hun­derte von Re­gime­geg­nern ver­schwan­den, wo Stu­den­ten von der Po­li­zei nie­der­ge­schos­sen wur­den, wo der cha­ris­ma­ti­sche Erz­bi­schof von San Sal­va­dor wäh­rend der Messe kalt­blü­tig er­schos­sen wurde und die von der Arena-Par­tei ge­dun­ge­nen Mör­der und de­ren Auf­trag­ge­ber nie vor Ge­richt ge­stellt wur­den. Wir ver­folg­ten den bit­te­ren Kampf der gua­te­mal­te­ki­schen In­dios und der Bau­ern, von de­nen viele grau­sam in Ker­kern zu Tode ge­fol­tert oder frei­ge­las­sen und dann tot auf­ge­fun­den wur­den. Im Wis­sen um diese Ge­scheh­nisse konnte ich nicht di­plo­ma­tisch und neu­tral blei­ben. Mit ei­ni­gen an­de­ren zu­sam­men hatte ich längst Par­tei ergriffen.

Casa Aktivist

Seit den frü­hen 1980-er Jah­ren nahm ich an Ak­tio­nen von am­nesty in­ter­na­tio­nal, Sek­tion Deutsch­frei­burg, teil. Ich war ak­tiv in der so­ge­nann­ten CASA-Gruppe: CASA steht für Cen­tral Ame­rica Spe­cial Ac­tions . Und wie der Name sagt, be­schäf­tig­ten wir uns mit Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in ganz Zen­tral­ame­rika. Die fol­gen­den Fo­tos stam­men aus den ver­trau­li­chen Un­ter­la­gen zu ei­ner Cen­tral Ame­rica Spe­cial Ac­tion, die wir in den 1980er Jah­ren in ei­nem Fall schwe­rer Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in El Sal­va­dor lancierten.

Mit der Zeit konn­ten wir uns aber nicht mehr mit dem Ver­fas­sen von Brie­fen und Pe­ti­tio­nen zu Han­den der ver­ant­wort­li­chen Amts­stel­len in Zen­tral­ame­rika ab­fin­den. Wir hat­ten be­grif­fen, dass es sich nicht um Ver­se­hen, um fehl­bare Be­hör­den oder Ein­zel­fälle han­delte, son­dern um mas­sive so­ziale Kon­flikte in ganz Zen­tral­ame­rika. Die macht­ha­bende und meist auch re­gie­rende Elite des je­wei­li­gen Lan­des kämpfte mit al­len Mit­teln der Re­pres­sion ge­gen die zu­meist mit­tel­lose Zi­vil­be­völ­ke­rung. In die­sem Kampf nah­men die Be­hör­den bzw. die Re­gie­rungs­stel­len Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in gros­sem Stil in Kauf. 

Am­nesty in­ter­na­tio­nal hatte den Re­gie­rungs­stel­len und ei­ni­gen mi­li­tä­ri­schen Füh­rern Kon­takte zu pa­ra­mi­li­tä­ri­schen Grup­pie­run­gen und zu so­ge­nann­ten escua­dro­nes de la muerte (To­des­schwa­dro­nen) nach­ge­wie­sen, ohne dass sich tat­säch­lich et­was än­derte. Auch auf dem in­ter­na­tio­na­len Par­kett be­nahm sich die of­fi­zi­elle Schweiz mehr als zu­rück­hal­tend. Spä­ter, als ich Mit­glied des Zen­tral­ame­rika-Ko­mi­tees in Frei­burg war, nahm ich je­des Jahr an der Ge­denk­feier zu Eh­ren von Mon­se­ñor Os­car Ar­nulfo Romero  teil.

Mon­se­ñor Os­car Ar­nulfo Romero
Der Mon­se­ñor war 1980 wäh­rend ei­nes Sonn­tag­got­tes­diens­tes in San Sal­va­dor von ei­ner To­des­schwa­dron er­schos­sen wor­den. Die Tä­ter wur­den nie vor Ge­richt ge­stellt. Weil uns die Ak­tio­nen von ai nicht mehr ge­nüg­ten, grün­de­ten ei­nige CASA-Mit­glie­der eine ei­gene kleine Gruppe. Wir woll­ten mehr Ge­gen­öf­fent­lich­keit her­stel­len, als es bei ai vor­ge­se­hen war. In die­ser Si­tua­tion schlos­sen sich ei­nige von uns der Zen­tral­ame­rika-Be­we­gung an. Ich wurde im Frei­bur­ger Zen­tral­ame­rika-Ko­mi­tee ak­tiv.

Es gab ab 1986 auch Schwei­zer, die in Zen­tral­ame­rika er­mor­det wur­den. Mau­rice De­mierre und Yvan Leyv­raz wa­ren die ers­ten. Sie wur­den 1986 in Ni­ca­ra­gua von der US-fi­nan­zier­ten und an­ge­lei­te­ten Con­tra er­mor­det. 1988 traf es den Theo­lo­gen Jürg Weis, den ich per­sön­lich ge­kannt hatte, in El Sal­va­dor. Als Mit­glied des Frei­bur­ger Zen­tral­ame­rika-Ko­mi­tees hatte ich manch­mal mit ihm zu tun ge­habt. Nicht zu­letzt war er es, der mei­nen Sal­va­dor-Auf­ent­halt in die Wege ge­lei­tet hatte. Er war es ge­we­sen, der die Kon­takte zu Padre Pe­dro usw. hatte.

Erste Reise nach Nicaragua

Ende 1984 be­schloss ich, 1985 nur bis Os­tern zu ar­bei­ten und mich da­nach ei­ner so­ge­nann­ten Ar­bei­ter­bri­gade an­zu­schlies­sen, die in Ni­ca­ra­gua Auf­bau­ar­beit leis­ten sollte. Zu die­sem Zweck be­schaffte ich mir ei­nen Über­blick über die Geo­gra­fie Nicaraguas.

Karte Ni­ca­ra­gua

Brigadist

Aus­ser­dem traf ich mich an ei­nem Sams­tag in Bern mit etwa 15 jun­gen Frauen und Män­nern. Uns wurde er­klärt, dass die Ein­satz­teams in An­leh­nung an die Hilfs­bri­ga­den im Spa­ni­schen Bür­ger­krieg als Ar­beits­bri­ga­den be­zeich­net wer­den. Dann wurde uns mit­ge­teilt, was uns im Ein­satz in Ni­ca­ra­gua er­war­ten sollte. Wir hat­ten mit Ma­la­ria und sehr ein­fa­chen Le­bens­ver­hält­nis­sen zu rech­nen. Das Ge­biet galt nicht als Kriegs­ge­biet. Den­noch könn­ten die Con­tras in Gue­rilla-Tak­tik un­sere Auf­bau-Ar­beit stö­ren. Das Pro­jekt, in dem wir ein­ge­setzt wer­den soll­ten, hiess La Rondalla. La Rondalla war eine ehe­ma­lige Kaf­fee-Finca ei­nes 1979 ge­flo­he­nen An­hän­gers des ver­trie­be­nen So­moza-Clans. Mit Hilfe von Ar­beits­bri­ga­den soll­ten ein­fa­che Wohn­häu­ser für die dort an­säs­sige Land­be­völ­ke­rung ge­baut wer­den, ver­bun­den mit ei­nem ein­fa­chen Trink­was­ser- und Ab­was­ser­sys­tem. Jede Ar­beits­bri­gade sollte 6 Wo­chen vor Ort im Ein­satz sein und durch eine nach­fol­gende ab­ge­löst wer­den. Wir wa­ren die dritte Bri­gade und wur­den über den Pro­jekt­ver­lauf von un­se­ren Vor­gän­ger-Bri­ga­den in­for­miert. Schliess­lich wur­den die not­wen­di­gen Vor­be­rei­tun­gen be­han­delt. Die Kos­ten trug je­der Bri­ga­den­teil­neh­mer selbst. Je­der hatte den Flug selbst zu be­rap­pen und für Trans­port, Kost und Lo­gis wäh­rend des Ein­sat­zes in Ni­ca­ra­gua eine Pau­schale zu be­zah­len. Die Flug­re­ser­va­tion über­nahm der Or­ga­ni­sa­tor, in die­sem Fall das Zen­tral­ame­rika-Se­kre­ta­riat in Zü­rich. Das Ge­päck musste auf­ge­teilt wer­den. Denn wir wur­den be­lehrt, dass wir nicht als Tou­ris­ten nach Ni­ca­ra­gua rei­sen wür­den. Wir seien eine Gruppe. Nicht je­der braucht al­les. Zum Bei­spiel seien etwa zwei Fo­to­ap­pa­rate für un­sere Gruppe aus­rei­chend, um Fo­tos zu schies­sen, mit de­nen wir nach der Rück­kehr po­li­ti­sche Ar­beit leis­ten könn­ten. Aus­ser­dem soll­ten wir noch ei­nige Werk­zeuge und Me­di­ka­mente in un­se­rem Ge­päck mit­neh­men. Fer­ner gelte es zu be­den­ken, dass un­ser Ge­päck be­stehend aus ei­nem Ruck­sack, ei­nem Schlaf­sack, Schu­hen, Ne­ces­saires voll ver­schie­de­ner Crè­mes, Pas­ten, Uten­si­lien zur Kör­per­pflege, Wind­ja­cken, Me­di­ka­men­ten und Ers­ter Hilfe, Un­ter­wä­sche und üb­ri­ger Klei­der wert­mäs­sig be­deu­ten­der sei als ein durch­schnitt­li­cher Haus­halt in La Rondalla. Wir soll­ten mit un­se­rem per­sön­li­chen Reich­tum nicht Dieb­stahl Vor­schub leis­ten oder Min­der­wer­tig­keits­ge­fühle sei­tens der Ni­cas auslösen.

Kulturschock

Am kom­men­den Mor­gen nah­men uns die­je­ni­gen, die schon län­ger in Ni­ca­ra­gua wa­ren, mit ins Ho­tel In­ter­con­ti­nen­tal. Wir be­zahl­ten das Früh­stück in Dol­lar. Dann stan­den wir vor ei­nem reich ge­deck­ten Früh­stücks­buf­fet mit vie­len Früch­ten, Müesli, Jo­ghurt, Corn-flaces, ver­schie­de­nen Bröt­chen, Ku­chen, Rührei, ge­bra­te­nem Schin­ken, Tor­til­las, Kaf­fee, Milch, Tee, Frucht­säf­ten. Un­sere «Füh­rer» er­mun­ter­ten uns, tüch­tig zu­zu­grei­fen. Denn so was hät­ten wir dann in La Rondalla nicht mehr.

An­schlies­send be­ga­ben wir uns auf eine Be­sich­ti­gung der Stadt. Merk­wür­dig mu­te­ten die vie­len Rui­nen an. Die Ka­the­drale be­stand aus ei­ner rui­nö­sen Fas­sade, zwei kah­len Sei­ten­wän­den und dem ver­wit­ter­ten Chor­ab­schluss, al­les ohne Dach. Und in der Nähe gab es mehr­stö­ckige Häu­ser, die ein­ge­fal­len wa­ren. Es wa­ren die stum­men Zeu­gen je­nes Erd­be­bens, das 1972 ei­nen Gross­teil der Haupt­stadt zer­stört hatte. Die in­ter­na­tio­nale Hilfe, mit der So­moza an­schlies­send den Wie­der­auf­bau hätte fi­nan­zie­ren sol­len, wurde mas­siv zur Be­rei­che­rung der So­moza-Fa­mi­lie und ih­rer Günst­linge miss­braucht. So blie­ben viele Rui­nen ste­hen, ohne durch Neu­bau­ten er­setzt wor­den zu sein. Ich nahm Ma­na­gua wahr als ein gros­ses Dorf. Es gab zwar breit­spu­rige Stras­sen mit lär­men­dem Ver­kehr, aber ei­gent­lich keine Stras­sen­züge mit ge­schlos­se­nen Häu­ser­fas­sa­den beid­seits der Strasse. Ich sah auch frei lau­fende Hüh­ner, ei­nen mäch­ti­gen al­ten Baum, dem die Strasse beid­sei­tig aus­wich ähn­lich wie die Mur­ten­linde auf der Route des Al­pes in Fri­bourg. So hin­ter­liess Ma­na­gua ei­nen selt­sam wi­der­sprüch­li­chen Ein­druck zwi­schen dem An­spruch ei­ner Haupt­stadt und dem Aus­se­hen ei­nes länd­li­chen Dor­fes. Und die­ser Wi­der­spruch er­schüt­terte das, was ich mir als eine Haupt­stadt vor­ge­stellt hatte. Ich war ver­un­si­chert. War das wirk­lich Ma­na­gua, die Lan­des­haupt­stadt? Wo ist Ma­na­gua wirklich?

Schliess­lich fuh­ren wir in ei­nem für uns or­ga­ni­sier­ten al­ten Bus nach Ma­tag­alpa. Auch diese Pro­vinz­haupt­stadt machte auf mich ei­nen wi­der­sprüch­li­chen länd­li­chen, ja dörf­li­chen Ein­druck. Und noch­mals wurde mein Kon­zept, was eine Stadt ist, er­schüt­tert und meine Un­si­cher­heit verstärkt.

Hier as­sen wir in ei­nem co­me­dor po­pu­lar zu Mit­tag. Es gab Reis, Tor­til­las, et­was Fleisch und ein Ge­tränk. Dann ging die Reise wei­ter über Schot­ter- und stau­bige Erd­stras­sen durch eine grüne Hü­gel­land­schaft mit Ba­na­nen­stau­den, ab und zu Pal­men und vie­len un­be­kann­ten Sträu­chern und Bäumen.

Der Einsatz in La Rondalla

Am spä­ten Nach­mit­tag ka­men wir auf der Ha­ci­enda La Rondalla an. Wir be­grüss­ten ei­nige Schwei­zer Bri­ga­dis­ten und ei­nige ni­ca­ra­gua­ni­sche Ar­bei­te­rin­nen und Ar­bei­ter. Neu­gie­rige Kin­der ström­ten her­bei, um zu er­fah­ren, wer wir seien, was wir vor­hät­ten und was wir mit­ge­bracht hät­ten. Hier war für die nächs­ten sechs Wo­chen un­ser Ein­satz­ort. Wir sa­hen die ers­ten Wohn­häu­ser im Ent­ste­hen: Bei ei­ni­gen sah man erst die aus­ge­ho­be­nen Grä­ben für die Fun­da­mente, an­dere be­sas­sen schon Wände, und zwei hat­ten schon ein Dach, wa­ren also im Roh­bau prak­tisch fer­tig. Wir be­zo­gen Quar­tier im so­ge­nann­ten acam­pa­mento, ei­nem Bret­ter­bau mit ei­nem Mit­tel­gang ähn­lich ei­ner Tenne und seit­lich je 3 Schlaf­räu­men. Der an ei­nen Sta­del er­in­nernde Stän­der­bau ruhte auf ca 30 cm ho­hen Pfei­lern aus Be­ton und ei­nem dar­auf auf­lie­gen­den Bal­ken­kranz. Trat man vom Mit­tel­gang in ei­nen der Schlaf­räume, hatte man zu bei­den Sei­ten der Türe je zwei dop­pel­stö­ckig ge­zim­merte Ka­jü­ten­bet­ten. So fan­den acht Per­so­nen in ei­nem Raum Platz. Das acam­pa­mento um­fasste sechs sol­cher Räume. Es gab na­tür­lich kein Was­ser, keine Du­sche und kein WC in un­se­rer Un­ter­kunft. Eine Glüh­birne sorgte für die nö­tige Be­leuch­tung. Wir ver­stau­ten un­sere per­sön­li­chen Ef­fek­ten in die­sen Schlaf­räu­men. Ei­nige Schritte ab­seits vom acam­pa­mento be­fand sich eine Zwil­lings­la­trine, die un­sere Vor­gän­ger aus­ge­ho­ben und ge­zim­mert hat­ten. Und wir wür­den sie bald auch beanspruchen.

Das acam­pa­mento diente schon frü­her wäh­rend der Kaf­fee-Ernte den vie­len Pflü­cker­in­nen und Pflü­ckern. Das wa­ren Sai­son-Ar­bei­tende mit ei­nem ge­rin­gen Ein­kom­men wäh­rend ei­ni­gen Wo­chen pro Jahr. Ihr Lohn be­stand aus der zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Un­ter­kunft im acam­pa­mento, der Ver­pfle­gung und ei­nem ge­rin­gen Ta­ges­lohn, der teil­weise in Gut­schrif­ten der Ha­ci­enda aus­be­zahlt wurde. Mit die­sen Gut­schrif­ten konn­ten die Tag­löh­ner im La­den der Ha­ci­enda Uten­si­lien des täg­li­chen Le­bens wie Streich­höl­zer, Ker­zen, Ke­ro­sen, Ke­ro­sen­lam­pen, De­cken, Stoff, viel­leicht so­gar Stie­fel oder Milch für Kin­der, viel­leicht auch ein Aspi­rin usw. er­ste­hen. So beu­tete der Grund­be­sit­zer die Tag­löh­ner­fa­mi­lien dop­pelt aus: ein­mal als bil­lige Ar­beits­kräfte, die er von heute auf mor­gen mir nichts dir nichts ent­las­sen konnte, und and­rer­seits als Kon­su­men­ten, die den in Gut­schrif­ten aus­be­zahl­ten Teil des Lohn nir­gends als in sei­nem La­den ge­gen Wa­ren um­tau­schen konn­ten. Da­durch war jede Kon­kur­renz – sei sie preis­li­cher oder qua­li­ta­ti­ver Na­tur – ausgeschaltet.

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Am Abend lern­ten wir noch mehr Leute ken­nen. Sie wa­ren in un­ser acam­pa­mento ge­kom­men, um uns ken­nen­zu­ler­nen. Da wa­ren die drei Kö­chin­nen, die be­reits etwa um 4 Uhr mor­gens müh­sam mit ei­ner Hand­mühle den Mais für die Tor­til­las mahl­ten, dann Brenn­holz hol­ten und Feuer an­fach­ten, ge­gen sechs Uhr Kaf­fee koch­ten und die Tor­til­las back­ten. Fer­ner be­grüss­ten wir noch ei­nige ni­ca­ra­gua­ni­sche Bau­hand­wer­ker und Ge­hil­fen, dann aber auch ei­nige, die in der Kaf­fee­plan­tage ar­bei­te­ten und wie­der meh­rere Kin­der. Der Mit­tel­gang un­se­res acam­pa­mento, in dem wir Schwei­zer und die ni­ca­ra­gua­ni­schen Mau­rer un­ter­ge­bracht wa­ren, wurde in der Folge zu un­se­rem abend­li­chen Auf­ent­halts­raum, wo bei elek­tri­scher Be­leuch­tung oder bei Ker­zen­schein ge­le­sen, ge­schrie­ben, dis­ku­tiert, ge­sun­gen und zu Gi­tar­ren­klän­gen ge­tanzt wurde.

Müde zog ich mich in mei­nen Schlaf­sack zu­rück und schlief trotz Ge­sang und Gi­tar­ren­klänge bald ein. Ein er­bärm­li­ches Jam­mern, Knur­ren und Bel­len weckte mich. Es war stock­dun­kel. Das Ge­kläff hielt an. Ich spürte bald, dass sich ei­nige Hunde un­ter un­se­rer Un­ter­kunft ihre La­ger­stätte aus­ge­sucht hat­ten, ver­mut­lich eine Hün­din mit ei­nem Wurf Wel­pen. Ir­gend­wann schlief ich wie­der ein. Ich wurde aber noch mehr­mals ge­weckt. Mal wa­ren es die vie­len streu­nen­den Hunde, dann wie­der moch­ten es Rat­ten sein, ge­gen Mor­gen wa­ren es die Hüh­ner und Hähne, die uns mit ih­rem Ge­scharre und Ki­cke­ri­kiiiie weck­ten. Zwei­fel­los gab es viel Un­ge­zie­fer un­ter un­se­rem acam­pa­mento. Ich dachte an die Fa­mi­lien, die hier ein­mal ge­wohnt hat­ten mit ih­ren Säug­lin­gen und Klein­kin­dern, die nachts ge­weint und nie­man­den ru­hig hat­ten schla­fen lassen.

Zum Früh­stück gab es schwar­zen, bit­te­ren Kaf­fee, Zu­cker, Mais­tor­til­las, schwarze Boh­nen und Reis. Am Mit­tag wie­der­holte sich das Es­sen. Statt Kaf­fee gab es Was­ser. Zum üb­li­chen Es­sen gab es noch et­was Ge­müse, das Geri in Ma­tag­alpa ein­ge­kauft hatte. Am Abend kam wie­der das glei­che Es­sen auf den Tisch. Schon nach we­ni­gen Ta­gen, gab es kein Ge­müse mehr, nur noch ab und zu ein we­nig ge­koch­ten Maniok.

La Rondalla war eine im Nord­os­ten von Es­qui­pu­las ge­le­gene Kaf­fee-Finca mit rund 390 manzanas.

In La Rondalla gab es kein Te­le­fon, kein Fern­se­hen, keine Zei­tung, kei­nen Arzt. Der nächste Arzt war zu Fuss in drei Stun­den und mit ei­nem ge­län­de­fä­hi­gen Fahr­zeug in zwei Stun­den (Um­weg) er­reich­bar. Es gab auch kein Auto. Das ein­zige Fahr­zeug war ein Trak­tor, der ab und zu in be­nach­bar­ten Plan­ta­gen ein­ge­setz wer­den musste. Und na­tür­lich gab es weit und breit kein Re­stau­rant und keine Bar. Ei­nige Frauen, die über ei­nen gros­sen Be­häl­ter und ei­nige Be­cher ver­füg­ten, be­rei­te­ten Mais-chicha zu, ein im An­fangs­sta­dium des Gä­rens be­find­li­ches bier- oder most­ähn­li­ches Ge­tränk aus Was­ser, Zu­cker und Mais, und ver­kauf­ten diese chicha be­cher­weise an uns grin­gos. Abends gab es zwar Elek­tri­zi­tät, aber nur, wenn der zur Strom­erzeu­gung be­trie­bene Ge­ne­ra­tor in Funk­tion trat und Die­sel ver­füg­bar war. Und das war nicht oft der Fall. Bei den Holz­häus­chen, die mir wie Ge­rä­te­schup­pen oder Riet­hüt­ten vor­ka­men, han­delte es sich tat­säch­lich um die Be­hau­sun­gen der ein­hei­mi­schen Fa­mi­lien, die nicht sel­ten eine an­sehn­li­che Kin­der­schar umfasste.

Sen­dung von Ra­dio SRF DRS über «Die Tra­di­tion der Cam­pe­sino-Lie­der in Ni­ca­ra­gua» im Rah­men von «Mu­sik der Welt»

Tags­über ar­bei­te­ten wir in Grup­pen auf dem Bau. Je­der ni­ca­ra­gua­ni­sche Mau­rer hatte ei­nen ni­ca­ra­gua­ni­schen Hand­lan­ger und in der Re­gel zwei Schwei­zer, die ihm zur Hand gin­gen. Ich hatte ei­nen an­ge­fan­ge­nen Gra­ben für die Fun­da­mente wei­ter aus­zu­he­ben, den Erd­bo­ben et­was ab­zu­tra­gen und ein­zu­eb­nen und an­schlies­send fest­zu­stamp­fen. Dazu diente mir eine be­helfs­mäs­sig zu­sam­men­ge­zim­merte Stampfe, die aus ei­nem schwe­ren Rund­holz mit ei­nem fest­ge­na­gel­ten Quer­arm am obe­ren Ende be­stand. Diese Ar­beit war sehr an­stren­gend. Ich er­in­nerte mich wäh­rend die­ser Tä­tig­keit oft an die mit ei­nem Mo­tor be­trie­be­nen Stampf­ge­räte, die von eu­ro­päi­schen Bau­fir­men ein­ge­setzt wer­den, wenn Grä­ben der Ka­na­li­sa­tion, der Gas- und Was­ser­lei­tun­gen wie­der zu­ge­schüt­tet sind und ab­schlies­send fest­ge­stampft wer­den. Mir schmerz­ten die Arme. Ich musste kurze Pau­sen einschalten.

Oft muss­ten die lau­fen­den Bau­ar­bei­ten um­dis­po­niert wer­den, weil das be­stellte Bau­ma­te­rial (Zie­gel, Sand, Ze­ment, Bau­holz, Nä­gel usw.) nicht wie ver­spro­chen und ge­plant ge­lie­fert wurde. Trotz­dem ging uns die Ar­beit nie aus. Die ver­schie­de­nen Neu­bau­ten wa­ren ver­schie­den weit fort­ge­schrit­ten. Wenn auf der ei­nen oder an­de­ren Bau­stel­len we­gen feh­len­den Ma­te­ri­als nicht wei­ter­ge­ar­bei­tet wer­den konn­ten, hal­fen alle dort aus, wo noch Ar­bei­ten aus­ge­führt wer­den konn­ten. Schliess­lich muss­ten auch noch alte Holz­häu­ser ab­ge­ris­sen und für Neu­bau­ten Fun­da­ment­grä­ben aus­ge­ho­ben, der Bo­den wie­der ein­ge­eb­net und ge­stampft werden.

Um die ein­tö­nige und ein­sei­tige Nah­rung aus Reis, Boh­nen und Mais­tor­til­las ein we­nig zu be­rei­chern und da­mit die Ge­sund­heit der ein­hei­mi­schen Land­ar­bei­ter­fa­mi­lien zu ver­bes­sern, hat­ten die vor­he­ri­gen Bri­ga­den ei­nen Ge­mü­se­gar­ten an­ge­legt. Da­mit die frei lau­fen­den Schweine und Hüh­ner nicht über die Spröss­linge und den her­an­wach­sen­den Sa­lat her­fal­len konn­ten, wurde er ein­ge­zäunt. Für ge­wisse Pflan­zen war der Bo­den un­ge­eig­net. Von An­fang an wa­ren die Ein­hei­mi­schen ein­ge­la­den wor­den, an den Gar­ten­ar­bei­ten und der spä­te­ren Ernte teil­zu­neh­men. Die Er­wach­se­nen er­wie­sen sich aber in die­ser An­ge­le­gen­heit pas­siv, was nicht ohne wei­te­res be­deu­tete, dass sie kein In­ter­esse hat­ten, son­dern in ers­ter Li­nie ein Zeit­pro­blem war. Denn alle hat­ten ent­we­der in der Kaf­fee­plan­tage viel und streng zu ar­bei­ten, oder mit der Kin­der­be­treu­ung und dem ei­ge­nen Haus­halt alle Hände voll zu tun. Und zwei­tens spürte man auch ei­nen ge­wis­sen Wi­der­stand in dem Sinn, als die meis­ten zu­erst mal ab­war­ten woll­ten, um zu se­hen, wel­chen prak­ti­schen Nut­zen die­ser Gar­ten für sie brachte. Und drit­tens war für sie nicht ohne wei­te­res ein­sich­tig, warum ihre Er­näh­rung auf diese Weise ver­bes­sert wer­den sollte. Warum nicht ein­fach mit mehr Lohn oder kos­ten­lo­ser Nah­rungs­mit­tel­hilfe aus dem Aus­land? Um die Ein­hei­mi­schen trotz die­ser Wi­der­stände Schritt für Schritt in die Ak­ti­vi­tä­ten des Gar­ten­pro­jekts ein­zu­bin­den, ar­bei­te­ten wir mit der Leh­re­rin und ih­ren Schü­lern und in den Schul­fe­rien di­rekt mit den Kin­dern zu­sam­men. Denn Ziel die­ses Teil­pro­jekts war es, die Ein­hei­mi­schen mit dem An­bau und der Pflege des Gar­tens so­weit ver­traut zu ma­chen, dass sie ge­willt und in der Lage wa­ren, ihn wei­ter zu füh­ren. Bis es so­weit war, musste den Be­woh­nern aber der Nut­zen die­ses Gar­tens er­leb­bar und ein­sich­tig ge­macht wer­den. An­fäng­lich ar­bei­tete die Schul­ju­gend jede Wo­che ei­nige Stun­den im Gar­ten. Sie setz­ten, jä­te­ten und sa­hen auch bald ei­nige Blu­men. Dann gab es die ers­ten Ge­würz­pflan­zen: Zwie­beln, Knob­lauch. Doch ka­men auch Rück­schläge. Die To­ma­ten gin­gen ein. Der Bo­den taugte nicht für sie. An­dere Setz­linge wur­den von Schäd­lin­gen ver­nich­tet. Und schliess­lich wurde es in den Schul­fe­rien im­mer schwie­ri­ger, Kin­der für die Gar­ten­ar­bei­ten zu ge­win­nen. Denn es gab kaum et­was, das sie hät­ten nach Hause brin­gen können.

Nach ei­ni­gen Ta­gen bei Reis, Boh­nen, Mais-Tor­til­las und schwar­zem Kaf­fee oder Was­ser zum Früh­stück, zum Mit­tag- und Abend­essen wurde mein Be­dürf­nis, wie­der mal Brot zu kauen, Spa­ghetti oder eine Brat­wurst mit Senf zu ge­nies­sen, stän­dig stär­ker. Beim Es­sen war das Es­sen oft Thema. Ich und ei­nige an­dere be­gan­nen zur Ab­wechs­lung, rote Pfef­fer­scho­ten, die gleich vor dem co­me­dor po­pu­lar wuch­sen, in den Reis und die Boh­nen zu mi­schen. Na­tür­lich ka­men mir manch­mal die Trä­nen von der Schärfe der Pfef­fer­scho­ten. Aber we­nigs­tens schmeckte das Es­sen anders.

Unsere Schlussberichte sind aufs ganze Projekt gesehen Zwischenberichte, ein ausführlicher auf Deutsch und ein technischer auf Französisch; beide Berichte in digitaler Form.

Kurz vor Ab­lauf der 6 Wo­chen be­rei­tete ich auf Deutsch und As­trid auf Fran­zö­sisch un­se­ren Zwi­schen­be­richt zum Pro­jekt­stand vor. As­trid be­leuch­tete den tech­ni­schen Aspekt, ich al­les Üb­rige. Diese bei­den Ent­würfe wur­den an­schlies­send von al­len dis­ku­tiert und wo nö­tig mo­di­fi­ziert. Wich­tig schien uns, dass die Zeit­spanne ei­ner Bri­gade von 6 Wo­chen zu kurz war. Die Ro­ta­tion sollte zeit­lich viel wei­ter aus­ein­an­der­lie­gen – viel­leicht drei Mo­nate. Aus un­se­rer Sicht und der Sicht der Pro­jekt­lei­tung wäre dies für neue Pro­jekte wünsch­bar ge­we­sen, schloss na­tür­lich sehr viele Sym­pa­thi­san­tIn­nen in der Schweiz aus, weil sie sich keine drei­mo­na­tige Aus­zeit im Be­ruf leis­ten konn­ten. Ein spe­zi­el­les Er­eig­nis in un­se­rem Zwi­schen­be­richt be­fasste sich mit ei­ner mög­li­chen Le­bens­mit­tel­ver­gif­tung ei­ni­ger Bri­ga­dis­tIn­nen. Nach dem Ge­nuss ei­ner seit Lan­gem be­gehr­ten Ab­wechs­lung im Spei­se­plan, ei­nes Sa­la­tes, zeig­ten sich bei ei­ni­gen selt­same Er­schei­nun­gen. Un­sere Bri­ga­dis­tin­nen, die eine me­di­zi­ni­sche Aus­bil­dung hat­ten wie As­trid (Ve­te­ri­nä­rin), Ma­ria und Kä­thi (Kran­ken­schwes­tern), dia­gnos­ti­zier­ten auf­grund hal­lu­zi­na­to­ri­scher Wahr­neh­mun­gen und wei­te­ren Sym­pto­men eine Art Ver­gif­tung durch ver­dor­bene Le­bens­mit­tel – wie nach dem Ge­nuss von Dro­gen. Die Sym­ptome leg­ten sich nach ei­ni­gen Stun­den wieder.

Im Anschluss an meinen Arbeitsaufenthalt mit der 3. Brigade in La Rondalle publizierte ich in der Lokalpresse über meine Erfahrung.

2 Antworten auf „Solidarität mit Nicaragua 1980 – 1990“

  1. Ciao Mar­tin, ich war auch ein Bri­ga­dist in La Rondalla und zwar im Sep­tem­ber 1985. Meine Er­in­ne­run­gen sind bruch­stück­haft und des­halb freute ich mich um so mehr, als ich zu­fäl­li­ger­weise über dei­nen Ein­trag ge­st­opert bin.
    Weisst du, ob es zum Pro­jekt in La Rondalla noch wei­tere Be­richte gibt?
    Ne­ben Geri, den du auf ei­ner Foto er­wähnt hast, gab es noch eine Heidi, die of­fen­sicht­lich auch län­ger dort war. Weisst du zu ih­nen etwas?
    Bin gespannt
    Gruss
    Adriano

    1. Hallo Adriano
      Lange ist es her, auch meine Er­in­ne­run­gen sind ver­blasst und sehr frag­men­ta­risch. Ich er­in­nere mich auch fast an keine Na­men mehr: Aus­ser an Geri er­in­nere ich mich noch an zwei Schwes­tern aus Ba­sel (beide aus dem Ge­sund­heits­be­reich), eine hiess Käti, glaube ich, und eine Spa­nie­rin, die in der Ro­man­die in ei­nem Spi­tal als Kran­ken­schwes­ter ar­bei­tete, war Car­men und eine Ve­te­ri­nä­rin aus Genf war As­trid Rod. Ih­ren Na­men weiss ich, weil sie un­se­ren Bri­ga­den­be­richt auf Fran­zö­sisch ver­fasst hatte. Aber ver­mut­lich sa­gen dir diese Na­men nicht viel, denn sie wa­ren Mit­glie­der der 3. Bri­gade wie ich. Aus­ser Geri war noch ein Mar­tin, der mehr als die Dauer ei­ner Bri­gade in La Rondalla ar­bei­tete. Er war schon in der 2. Bri­gade, dann mit uns in der drit­ten und ich glaube, er blieb auch in der 4. Bri­gade noch da­bei. Dann war noch Silva Se­ma­deni aus GR in ei­ner spä­te­ren Bri­gade. Sie führte das Konto für Geld­spen­den in der Schweiz, wo­mit das Fol­ge­pro­jekt fi­nan­ziert wurde. Aber ich habe keine Kon­takte mit den er­wähn­ten Per­so­nen. Ei­gent­lich schade.
      Über La Rondalla pu­bli­zierte ich mal ei­nen klei­nen Ar­ti­kel in der Lo­kal­presse (Frei­bur­ger Nach­rich­ten vom 18. Okt. 1986, S. 15). Aber das war zur Zeit, als das Pro­jekt noch am Lau­fen war. Sonst ist mir kein Be­richt spe­zi­fisch zu La Rondalla be­kannt. Es gab viele Be­richte da­nach 1986, als Mau­rice De­mierre in Nica und Jürg Weis 1988 in El Sal­va­dor er­schos­sen wurden.
      Und du? Hast du noch Kon­takt zu ehe­ma­li­gen BrigadistInnen?
      Was So­li­da­ri­tät ver­mag, ist ge­gen­wär­tig im Zu­sam­men­hang mit den Flücht­lin­gen aus der Ukraine zu se­hen. Sie wer­den – zu­min­dest an­fäng­lich – will­kom­men ge­heis­sen. Schade, dass das nicht zu­guns­ten von al­len Flücht­lin­gen so ist.
      Hat mich ge­freut, dass du nicht nur über meine Web­seite ge­stol­pert bist, son­dern auch noch ei­nen Kom­men­tar hin­ter­las­sen hast.
      Freund­li­che Grüsse
      Martin

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